: Apocalypse Now!
Der Vietnamkrieg war das prägende Ereignis für die Woodstock-Generation. Die Proteste gegen das militärische Engagement der USA in Südostasien wuchsen mit Dauer und Heftigkeit des Krieges – und der wachsenden Zahl der Einberufungsbescheide. Der SDS („Students for a democratic society“) war der wichtigste Motor der Friedensbewegung. Die Mehrheit der Amerikaner war aber mit der Politik ihrer Regierung einverstanden.
Erst mit dem Massaker von My Lai im Jahre 1967, bei dem US-Soldaten die Bewohner eines vietnamesischen Dorfes niedermetzelten, änderte sich die öffentliche Meinung. Trotzdem konnte die Friedensbewegung nie mehr als vier Millionen Anhänger für sich gewinnen.
Der Kriegsgrund überhaupt: Die USA betrachteten Südvietnam als Bollwerk gegen den Kommunismus. Das einst französische Kolonialgebiet galt als Areal, das der sozialistische Einflussbereich für sich beanspruchte: Aber Vietnam sollte im Kalten Krieg nicht wie ein Dominostein fallen. Immer mehr Soldaten mussten ihren Dienst in Vietnam absolvieren; 1968 waren es über 540.000, für die Nam (GI-Jargon) zur Apocalypse Now! (so der Titel des berühmten Films von Francis Ford Coppola) wurde.
Mit dem Tonking-Zwischenfall, bei dem nordvietnamesische Torpedoboote zwei US-Zerstörer im Golf von Tonking angriffen, eskalierte der Vietnamkrieg Mitte der Sechzigerjahre. Der US-Kongress verabschiedete eine Resolution, mit der Präsident Lyndon B. Johnson praktisch eine uneingeschränkte Vollmacht zur Kriegsführung gegen Nordvietnam erhielt.
Anfang 1965 begannen die USA mit der systematischen Bombardierung von Zielen in Vietnam sowie des durch Laos und Kambodscha führenden Ho-Chi-Minh-Pfads, über den sich die Vietcong mit Nachschub aus dem Norden versorgten. In Südvietnam bekämpften die Amerikaner die Vietcong mit Bodentruppen, aber auch mit dem großflächigen Einsatz von Napalmbomben und dem Entlaubungsmittel Agent Orange. Damit sollte den Vietcong der Schutz des Dschungels genommen werden.
Überraschend für die USA starteten die Vietcong Anfang 1968, unterstützt von nordvietnamesischen Soldaten, die Tet-Offensive. Die Angriffe richteten sich gegen südvietnamesische Städte, gegen US-Stützpunkte sowie gegen die Hauptstadt Saigon.
Nach heftigen Kämpfen schlugen die amerikanischen und südvietnamesischen Soldaten zwar den Angriff zurück. Aber allmählich wurde klar, dass der Krieg militärisch von den USA nicht zu gewinnen war.
Die Kriegstaktik der USA, auf die Zerstörung von Industrieanlagen ausgerichtet, erwies sich gegenüber dem Guerillakrieg als untaugliches Mittel.
Im März 1968 begannen in Paris die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen den USA und Nordvietnam – die USA zogen ihre Soldaten immer mehr aus Vietnam zurück und überließen der südvietnamesischen Regierung die Kriegsführung.
Erst im Januar 1973 kam es aber zu einem Waffenstillstandsabkommen mit den USA. Der Bürgerkrieg ging jedoch weiter, bis Südvietnam im April 1975 kapitulieren musste. In Vietnam starben etwa eine Million Soldaten und schätzungsweise achthunderttausend Zivilisten. ANGELIKA FRIEDL
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