: Einen Clown zum Frühstück
„Lachen ist gesund“ – sagt schon der Volksmund. Inzwischen haben auch Psychologie und Medizin das Lachen wiederentdeckt. In Oldenburg kann man jetzt Humortrainer werden
Heute schon gelacht? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit. Denn erwachsene Menschen lachen einfach zu wenig. Während Kinder noch rund 400-mal am Tag lachen oder zumindest lächeln, heben Erwachsene nur noch etwa 15-mal täglich die Mundwinkel.
Dabei sind die Auswirkungen eines Lachanfalls auf Körper und Psyche phänomenal: Rund 80 Muskeln bewegen sich, die Schultern zucken, der Brustkorb bebt, das Zwerchfell hüpft und die Gesichtszüge entspannen sich. Der Körper nimmt dabei verstärkt Sauerstoff auf und stellt, ausgelöst durch den Lacher, die Hormonproduktion um. Anstelle der Stresshormone Epineprin und Cortisol produziert er nun das Glückshormon Endorphin. Die Herzfrequenz steigert sich und der Kreislauf kommt in Schwung.
Doch nicht nur bei alltäglichen Wehwehchen ist Lachen eine gute Medizin. Norman Cousins, ein amerikanischer Journalist, ist das prominenteste Beispiel. Als er Mitte der 60-er Jahre wegen einer chronischen Wirbelsäulenentzündung im Krankenhaus lag, forderte er seine BesucherInnen auf, ihm statt Mitleid und Blumen täglich etwas zum Lachen mitzubringen – und er lachte sich gesund.
Inzwischen haben auch Krankenhäuser die positive Wirkung von Humor entdeckt. In den USA sind seit 1985 Clowns auf den Kinderstationen unterwegs. In Deutschland bringen sie seit 1995 kranke Kinder zum Lachen.
Auch in der Wirtschaft hat man den Humor wiederentdeckt. Denn fröhliche Menschen gehen flexibler mit Stresssituationen um. Sie sind belastbarer und teamfähiger. Laut US-Untersuchungen nimmt sogar der Krankenstand mit der Witzdichte am Arbeitsplatz ab.
Doch wer das Lachen verlernt hat, braucht nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Denn Lachen kann man trainieren. Der Lachyoga-Club der Volkshochschule Oldenburg etwa läd einmal in der Woche zum Lachtraining. „Lachen ist die Ganzkörper-Entspannung“, erklärt die Kursleiterin Erika Kunkel die Bezeichnung des Kurses. Die Übungen reichen vom „freundlichen Begrüßungslachen“, bei dem man mit erhobenen Händen aufeinander zugeht und sich einfach nur anlacht. Bis zum „Ein-Meter-Lachen“. Dabei spreizen die Lacher die Finger, reißen die Arme weit auseinander und geben laute „HaHas“ von sich. Ein künstlicher Lacher soll dabei genauso positiv auf Körper und Geist wirken wie einer, der aus vollster Seele kommt. Und die Übung bringt‘s: Trainierte Lacher könnten auch im Alltag viel leichter einfach loslachen, sagt Erika Kunkel, die sich selbst auch als „Lachbegleiterin“ bezeichnet.
Etwas ernsthafter betrachtet der Kurs ,Humortraining‘, ebenfalls an der Oldenburger Volkshochschule, das Thema. In 140 Unterrichtsstunden sollen die TeilnehmerInnen hier ihren eigenen Humortyp entdecken. Das können kleine Gesten oder große Witze sein. Die Hauptsache ist: Belustigung auf Kosten anderer ist tabu. Das Training beginnt mit Aufgaben wie der, einen Anfall von Himmelhochjauchzender Freude zu zeigen, ohne dabei die Arme zu benutzen. Am Ende steht eine eigene humorvolle Präsentation und ein Zertifikat mit dem Titel „Humortrainer“. Die Motivation der TeilnehmerInnen sind höchst unterschiedlich. Doch bei dem, was sie sich von dem Seminar versprechen, sind sie sich recht einig: „In meinem Job hab ich nicht viel zu lachen. Ich möchte gerne wieder mehr lachen“, erklärt eine Teilnehmerin.
verena von ondarza
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen