: Die Alten Meister werden feucht
Angst um Dresdner Kunstschätze: Viel gerettet, viel bedroht, Zwinger und Schloss Pillnitz unter Wasser
DRESDEN (rtr) ■ Das Hochwasser in Dresden bedroht die berühmten Gemäldesammlungen und hat bereits schwere Schäden an den historischen Bauten der Landeshauptstadt angerichtet. Sachsens Minister für Wissenschaft und Kunst, Matthias Rößler (CDU), äußerte sich am Freitag tief besorgt über die Folgen der Überschwemmungen.
„Besonders betroffen sind Semperoper, Zwinger, aber auch das Schloss Pillnitz“, sagte der Minister der Nachrichtenagentur Reuters. Die Höhe der Schäden könne aber bislang noch nicht beziffert werden. Die Situation sei kritisch, die Elbe steige weiter. Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) kündigte Soforthilfe für hochwassergeschädigte Kulturstätten in Höhe von 3 Millionen Euro an.
Im Keller und Innenhof des Zwingers, der Gemäldesammlungen beherbergt und als Lustschloss von August dem Starken angelegt worden war, steht wie in den Untergeschossen der Semperoper das Wasser. Nach Angaben des Technischen Hilfswerks wurde bereits eine Prozellansammlung im Zwinger-Keller durch die Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen. Bei der ein paar hundert Meter weiter entfernten Frauenkirche drückte das Wasser von unten in den Keller. Bislang sei aber nicht zu befürchten, dass die Statik des Bauwerks, das bis 2005 wiederhergestellt sein soll, gefährdet sei, sagte Rößler.
Die beweglichen Kunstschätze seien weitgehend in Sicherheit gebracht worden, so der Minister. Hunderte Helfer hätten in den vergangenen Stunden und Tagen mehrere tausend Gemälde, Skulpturen und andere Kunstschätze aus den Depots des Zwingers mit seiner Gemäldegalerie „Alte Meister“ in die oberen Etagen in Sicherheit gebracht. Er sei nun jedoch in großer Sorge, weil die Klimaanlagen schon seit Tagen nicht mehr funktionierten und die Gemälde extremen Bedingungen ausgesetzt seien. „Luftfeuchtigkeit und Temperatur sind viel, viel zu hoch“, sagte er. „Wir brauchen dringend mobile und transportable Klimaanlagen, um die Gemälde nicht weiter zu gefährden.“
Allein in den Depots lagerten bislang rund 4.000 Gemälde. Unklar sei, ob fünf große Gemälde im Zwinger gerettet werden können, die dort an der Kellerdecke verzurrt worden waren. Wegen deren Größe gelang es den Helfern nicht, sie noch weiter nach oben zu schaffen. Das Wasser sei in der Nacht bis zu 50 Zentimeter unter die Decke gestiegen.
Besonders schwer getroffen hat es das Schloss Pillnitz bei Dresden, die frühere Sommerresidenz von August dem Starken. Der Hochwassereinsatz am Schloss sei in der Nacht aufgegeben worden, sagte Rößler. Das Wasser stehe dort meterhoch.
Der deutsche Museumsbund forderte Hilfsleistungen auch für die Sicherung von Kunst und Kultur in den Hochwassergebieten. Es seien zwar zahlreiche Hilfsangebote von Museen und Restauratoren aus dem In- und Ausland eingegangen, die betroffenen Kulturinstitutionen benötigten aber auch langfristige Unterstützung, erklärte der Museumsbund in Berlin.
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