Kommentar: Nichts sehen, nichts riechen
Im Jahre 1989 berichtete die Bremer taz über PCB-Gifte in Bremer Klassenzimmern. Die Zeitschrift Ökotest hatte auf das Problem in alten Leuchtstoffröhren aufmerksam gemacht. Der Senat beschloss damals, die Leuchtstoffröhren aus Kostengründen nicht auszutauschen, sondern nur bei „Routinekontrollen“. Routinekontrollen der Leuchtstoffröhren in den Schulen gab es aber nicht. Die Hausmeister wurden nur gerufen, wenn die gelbliche PCB-Soße ausgelaufen war – jeder oberflächliche Hautkontakt war also gefährlich.
Dass es die PCBs nicht nur in den Lampen gab, haben die Fachleute gewusst. Bremen hatte sogar eine Arbeitsgruppe „toxische Baustoffe“ eingerichtet. Während in anderen Städten wie Kassel systematisch Vorsorge betrieben wurde, regierte das Bremer Bauressort nach dem Motto: Besser nichts sehen und nichts wissen. Bei der Gesamtschule West ist ja deutlich geworden, wie teuer es werden kann, wenn man zu viel weiß.
Erstaunlich, wieviele Jahre das funktioniert hat. Nach so vielen Jahren sind die Politiker, die damals entschieden haben, dass nicht gemessen wird, längst durch andere ersetzt. Kann es sein, dass dafür niemand verantwortlich ist?
Die SchülerInnen, die nun erfahren, was sie jahrelang eingeatmet haben, könnten in einem interdisziplinären Projekt den Fall aufarbeiten. Das Thema bietet Stoff für den Chemie- und Biologie-Unterricht und auch für das Fach Politik. Ethik auch, wenn es sowas gibt an den Schulen. Klaus Wolschner
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