: Ein altes Versprechen
Petitionsausschuss entscheidet über Roda. Zu Oppositionszeiten war CDU für Bleiberecht
Die CDU-Fraktion kann nun ein Versprechen einlösen, das sie vor drei Jahren gegeben hat: die Zusage, der inzwischen achtjährigen Roda Glanz eine Lebensperspektive in Deutschland zu ermöglichen. SPD und GAL hatten 1999 eine Petition des Mädchens abgelehnt, das zusammen mit ihrer Mutter in das ihr unbekannte Ghana abgeschoben werden soll. Über die Entscheidung hatten sich die CDU-Abgeordneten Bettina Pawlowski und Jürgen Klimke empört: „Hamburg hätte klar sagen können, dass das Mädchen hierbleiben kann“. Inzwischen hat die CDU mit ihrer Koalition die Mehrheit im Parlament – dessen Petitionsauschuss heute endgültig über das Schicksal von Roda entscheiden wird.
Roda ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, das Herkunftsland ihrer Mutter Georgina Glanz hat sie nie gesehen. Dort gibt es keine Verwandten und Bekannten mehr, nur einen vagen Anhaltspunkt, dass in der Region Yendi womöglich noch entfernte Verwandte von Georginas Vater leben könnten – in einem Gebiet, in dem die „Beschneidung“ von Mädchen praktiziert wird und Roda die Genitalverstümmelung droht. Georgina Glanz hatte nach Ablehnung der ersten Petition Asyl für ihre Tochter beantragt – ohne Erfolg (taz berichtete).
Mit erneuten Petitionen bitten nun Rodas Kinderladen und auch Gisela Wiese von der christlichen Organisation „Pax Christi“ die Bürgerschaft, dem Mädchen das Leben in Hamburg zu ermöglichen. Seit der letzten Petition habe sich „an der Situation der Familie nichts geändert, was eine Abschiebung zumutbarer machen würde, im Gegenteil“: Inzwischen besucht Roda die Schule. Wiese verweist auf einen Lernbericht von Rodas Klassenlehrer, der davor warnt, das Mädchen aus seinem Umfeld herauszureißen: Roda habe zu Beginn erhebliche Lernschwierigkeiten gehabt. Inzwischen mache sie Fortschritte. Jeder gravierende Wechsel aber würde diese „gänzlich zerstören“ und Roda „die Möglichkeit und ihr Recht auf Bildung nehmen“.
Da Rodas Mutter, die hier den Unterhalt der Familie selbst bestreitet, in Ghana keine Jobmöglichkeit hat, würde Roda dort schon aus finanziellen Gründen nicht zur Schule gehen können. Wiese verweist darauf, dass sie stattdessen wahrscheinlich „recht bald durch Prostitution zum Lebensunterhalt der Familie beitragen muss“. ELKE SPANNER
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