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Israel bleibt bockig

Verhandlungen zwischen Israel und Palästinensern über ein Ende der Belagerung von Jassir Arafats in Schutt liegendem Amtssitz erfolglos

RAMALLAH dpa/ap ■ Repräsentanten Israels und der Palästinenser haben gestern erfolglos über ein Ende der seit vier Tagen andauernden Belagerung des Hauptquartiers von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah verhandelt. Aus Verhandlungskreisen verlautete, Israel habe verlangt, dass die Palästinenser eine Liste all der Personen zusammenstellen, die sich mit Arafat in dem Gebäude in Ramallah aufhalten. Dies habe der Präsident abgelehnt, erklärte der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat. „Wir fordern den sofortigen und bedingungslosen Rückzug von Präsident Arafats Büro und ein Ende der Belagerung“, sagte er. Der palästinensische Abgeordnete Hatem Abdel Chader erklärte nach einem Telefonat mit Arafat, der Präsident werde keine Zugeständnisse machen. „Ich werde nicht vor Scharon knien oder eine weiße Flagge hissen“, habe Arafat gesagt.

Israelische Medien berichteten unterdessen, der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon habe ein Treffen zwischen Arafat und dem EU-Nahostgesandten Miguel Moratinos verboten. Der US-Botschafter in Israel, Dan Kurtzer, war am Wochenende mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon zusammengetroffen. Medienberichten zufolge kritisierte er dabei die israelische Militäraktion, da diese die Vorbereitungen für einen eventuellen Angriff auf Irak sowie die internen Reformen der palästinensischen Autonomiebehörde störe.

Offenbar unter dem massivem Druck der USA hat Israel gestern die Zerstörung des Hauptquartiers von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah gestoppt. Viel steht jedoch ohnehin nicht mehr: Die israelischen Truppen hatten bis Sonntag Arafats Amtssitz fast vollständig mit Panzern und Bulldozern zerstört. Lediglich ein Flügel des Hauptgebäudes blieb verschont, in dem sich Arafats Büro befindet. Arafat und seine Gefolgsleute hielten sich dort in vier Räumen auf. Das Gebäude ist mittlerweile von Stacheldraht und einem Graben umgeben.

Der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Weizman Schiri erklärte am Sonntag im Militärrundfunk, Arafat stehe es frei, Ramallah zu verlassen. Eine Rückkehr werde ihm aber nicht erlaubt. Die israelische Regierung hat erklärt, sie wolle Arafat isolieren, ihn aber nicht verletzen oder ausweisen.

Die UNO wollte sich gestern mit der Belagerung befassen. Arafats Berater Nabil Abe Rdene forderte den Sicherheitsrat zu raschem Handeln auf. Er sprach von einer „gefährlichen und nicht hinnehmbaren Situation“. Europäische und arabische Staaten forderten Israels Einlenken.

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