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Und Leo lacht

Der Streit zwischen Großaktionär Kirch und Friede Springer geht weiter. Doch Kirchs Aktienpaket gehört bereits seit Freitag der Deutschen Bank

von STEFFEN GRIMBERG

„Ich freue mich sehr, Sie nach so kurzer Zeit schon wiederzusehen“, meint Ronald Frohne zum Auftakt, und bei diesen Worten seines Anwalts muss Leo Kirch schon zum ersten Mal lachen: Schließlich hat er die erste außerordentliche Hauptversammlung in der Unternehmensgeschichte der Axel Springer AG (ASV) erzwungen; die ordentliche, alljährliche, liegt gerade einmal drei Monate zurück.

ASV-Vorstandchef Mathias Döpfner und die Kleinaktionäre monieren also zunächst einmal die Kosten, die durch das zusätzliche Kasperletheater im Himmel über Berlin entstehen. Ein „Rachefeldzug“ des ungeliebten Großaktionärs Kirch ist angekündigt. Doch der hat längst schon verloren: Sein 40 Prozent-Anteil am ASV gehört seit Freitag schon der Deutschen Bank – als Pfand für einen der vielen Kirch-Kredite. Weil der Wert des Aktienpakets allerdings derzeit eher gering ist, hat die Bank ihr Pfandrecht bislang nicht ausgeübt.

Und so werden im Sitzungssaal im 19. Stock – mit Blick auf das benachbarte Gebäude der taz – eher aus Prinzip nochmal alle Register gezogen: Der ASV-Vorstand sei von der Mehrheitsgesellschafterin und Verlegerwitwe Friede Springer „ferngesteuert“ und gegen die Interessen des Gesamtunternehmens ASV bei Kirchs ProSiebenSat1 AG ausgestiegen (siehe Kasten). Das Ziel: Kirchs Zahlungsschwierigkeiten zu verschärfen – und ihn, den Großaktionär und Aufsichtsrat, „aus dem ASV herauszudrängen“, sagt Frohne. Die Mitschuld an der Kirch-Insolvenz ergibt sich da von selbst.

Als Konsquenz aus ihren Vorwürfe beantragt die Kirch-Seite eine Sonderprüfung der Bücher sowie Schadensersatz von Friede Springer und dem gesamten ASV-Vorstand. Die Springer-Anwälte lassen sich ebenfalls nicht lumpen, drehen den Spieß um und fordern ihrerseits eine Sonderprüfung – und Schadenersatz von Leo Kirch. ASV-Vorstand Döpfner dagegen will wohl beides nicht so recht: Eine Sonderprüfung koste schließlich Geld, verursache Mehrarbeit fürs Management – und sorge für Unruhe im Haus.

Die beiden eigentlichen Kontrahenten sitzen derweil Seit and Seit und plauschen nach anfänglich starrem Blick in die betont andere Richtung zwischendurch angeregt miteinander, als wäre gar nicht von ihnen die Rede. Wenn sich Friede Springer dann sogar zu ihm herüberlehnt, lacht Leo Kirch ganz charmant.

Denn wozu gibt es Anwälte: Die balgen sich mittlerweile darum, wer überhaupt abstimmen darf: Bei den Kirch-Anträgen Friede Springer wohl nicht, denn es geht ja ganz konkret um sie. Kirch ist etwas raffinierter: Exakt seit gestern ist er nicht mehr Geschäftsführer „seiner“ Print-Beteiligungs GmbH, die die 40 Springer-Prozente hält, und hofft so, mitmachen zu dürfen.

Doch vorher haben die Kleinaktionäre das Wort. Sie lachen höhnisch, wenn Anwalt Frohne von „werthaltigen Kirch-Aktien“ spricht, die man schließlich anstelle der ProSieben-Put-Option angeboten habe. Und werfen Kirchs Sprachrohr „wortreiche Nebelkerzen ohne jedes juristische Substrat“ vor – schließlich sind die meisten Redner selbst gut bezahlte Anwälte mit ausgeprägtem Geltungsdrang. Die „echten“ Kleinaktionäre sitzen derweil bei Erbsensuppe im Presseclub eine Etage tiefer und hören sich das Ganze über Lautsprecher an. Aber es geht ja auch eigentlich um nichts mehr: Kirchs Gastspiel bei Springer ist zu Ende, und Leo lacht.

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