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Volles Rohr

Prozess gegen Castor-Blockierer: Polizisten weisen Vorwurf der Misshandlung des Angeklagten zurück

Kurz vor dem nächsten Castor-Transport nach Gorleben sind die Gerichte immer noch mit dem vorletzten beschäftigt: In Lüneburg steht seit gestern ein 29-Jähriger vor Gericht, der sich im März 2001 an die Gleise der Transportstrecke kettete. Beim Prozessauftakt ging es aber weniger um die angeklagte „Störung öffentlicher Betriebe“ und Nötigung – sondern um die Frage, ob der angekettete Mann von Polizisten misshandelt wurde.

Am Abend des 29. März 2001 hatte Tobias L. bei Bavendorf (Kreis Lüneburg) ein Stahlrohr unter einer Schiene durchgeschoben, seine Arme hineingesteckt und sich im Rohr angekettet. Dadurch hielt er den Transport zwei Stunden lang auf. Die Polizei versuchte zunächst, L. zum Verlassen des Bereiches zu bewegen.

Dabei, so dessen Schilderung, sei sie sehr rabiat vorgegangen. Obwohl er gesagt habe, dass er sich nicht befreien könne, „haben sie alles durchprobiert“: An den Haaren ziehen, die Hand umdrehen und Ähnliches. Schließlich habe ihm ein Beamter den Kopf weit nach hinten gedreht, ein anderer mit dem Fuß in die Rippen getreten. Bis die Beamten begriffen hätten, dass er sich nicht befreien konnte, „hat es sehr lange gedauert“.

Die zwei vor dem Landgericht geladenen Polizisten bestätigten gestern zwar, dass sie versucht hätten, L. durch Ziehen vom Gleis zu lösen. Allerdings stellten sie die Maßnahmen als deutlich weniger schlimm dar: Man habe es dann auch bald sein gelassen.

Nach der Aktion wurden bei L. eine Rippenprellung, Blutergüsse und eine Beeinträchtigung der Halswirbelsäule diagnostiziert. Nach eigenen Angaben hatte er noch drei Monate lang Schmerzen. Er erwägt nun eine Anzeige wegen Körperverletzung. Auch die Lüneburger Staatsanwaltschaft kündigte gestern entsprechende Ermittlungen an. Der Prozess wird fortgesetzt. Heike Dierbach

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