: interview: qadir aziz
„Wir haben Deutschland um Schutz gebeten“
taz: Herr Aziz, Sie sind dafür, Saddam auch mit militärischer Hilfe aus den USA zu stürzen. Besteht nicht die Gefahr, dass Saddam seine Massenvernichtungswaffen einsetzt, wenn er sein Ende nahen sieht?
Aziz: Bei Saddam muss man mit allem rechnen. Während des Vernichtungsfeldzuges „Anfal“ wurden 4.000 Dörfer zerstört, 182.000 Menschen verschwanden, tausende sind im Gefängnis.
Gibt es Schutzvorkehrungen?
Die Amerikaner haben uns zugesagt, Kurdistan mit allen Mitteln vor Massenvernichtungswaffen zu schützen. Wir haben auch Deutschland um entsprechenden Schutz gebeten, immerhin waren es deutsche Firmen, die Saddams Giftgasfabriken aufbauten.
Wie war die Reaktion?
Die Antwort steht aus. Das Mindeste an Wiedergutmachung wäre, dass man unseren Kampf gegen die Diktatur unterstützt. Aber SPD und Grüne haben für ein paar Wählerstimmen ihre eigenen Prinzipien verraten und sich auf die Seite Saddams geschlagen. Dass im Irak Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kümmert sie anscheinend wenig.
Sie sind enttäuscht?
Anscheinend gelten für die Sozialdemokratie zweierlei Standards. In Europa schützt man Demokratie und Menschenrechte, den Rest der Welt lässt man weiter unter Diktaturen leiden. Trotzdem hoffen wir, dass die deutsche Regierung ihre Haltung überdenkt. Sie sollte nicht vergessen, dass es die von ihnen geschmähte irakische Opposition ist, die künftig in Bagdad regieren wird. INTERVIEW: INGA ROGG
Qadir Aziz, 47, ist Chef der „Partei der Werktätigen Kurdistans“ und saß von 1992 bis 1995 im kurdischen Regionalparlament.
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