: Der Prof als Gott
Rodrigo Malacarne (23) aus Vila Velhia, Brasilien, studiert Betriebswirtschaftslehre an der Humboldt-Uni
„Es ist toll, in Berlin trifft man Menschen aus der ganzen Welt. Ich denke, in dieser Beziehung ist Berlin wirklich eine besondere Stadt. Eine weltoffene Stadt. Ich habe in diesem Jahr Freunde aus der ganzen Welt gefunden.
Nur die deutschen Studenten sind überhaupt nicht offen. Klar, sie sind sehr nett und hilfsbereit, aber ich habe auch beobachtet, dass sie untereinander kaum Kontakt haben. Zum Beispiel gibt es Leute, die seit fünf Jahren zusammen zur Uni gehen und nur „hallo!“ zueinander sagen. Das hat mich sehr erstaunt. Vielleicht hat das mit dem großen Wettbewerbsdruck zu tun – man spricht nicht miteinander, weil man die Konkurrenz fürchtet.
Überhaupt spielt es an der Uni in Deutschland eine erschreckend wichtige Rolle, der Beste zu sein. Das kenne ich aus Brasilien nicht. Dort ist das Studieren viel mehr auf Teamwork ausgerichtet, Kooperation ist wichtig, auch für den Beruf später. Die Studenten arbeiten in Brasilien viel mehr mit dem Professor zusammen. Hier scheint mir der Professor immer unglaublich weit weg, fast wie eine Art Gott, unerreichbar für den normalen Studenten. Ich vermisse offene Diskussionen und dass die Studenten an den Professor Fragen stellen. Aber es scheint, als ob die Studenten fast ein bisschen Angst hätten, zu fragen. Angst, sich zu blamieren, vielleicht.
Das Studium ist ganz schön anspruchsvoll. Ich habe noch nie so viel Zeit zu Hause und mit Lernen verbracht wie in Berlin. Aber es ist auch ein hohes Niveau und eine gute Universität, wenngleich ich mir mehr Praxis wünschen würde und dafür auf ein bisschen Theorie verzichten könnte.“ LUCIA JAY
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