: „Atta lachte nie“
Ein Zeuge im Terrorprozess beschreibt den Todespiloten als extrem religiös, rechthaberisch und humorlos
HAMBURG ap ■ Im Prozess um die Anschläge des 11. September hat ein Zeuge den Todespiloten Mohammed Atta als extrem religiös, rechthaberisch und humorlos beschrieben. „Atta konnte nicht lachen“, erinnerte sich dessen ehemaliger Studienkollege Achmed M. gestern vor dem Hamburger Landgericht. „Er hatte meiner Meinung nach zu viele Komplexe im Kopf, die ihn traurig machten.“ Der 28-jährige Sudanese hatte von 1995 bis 1998 in Hamburg studiert und dabei die Gruppe um Mohammed Atta und auch den Angeklagten Mounir al-Motassadeq kennen gelernt.
Atta und er hätten sich häufig über religiöse Themen gestritten, erklärte M. Er selbst nehme die Regeln des Islam nicht so ernst, sei ein fröhlicher Mensch und habe so Attas Unmut auf sich gezogen. „Das Herz stirbt durch Spaß“, soll der spätere Terrorpilot laut Achmed M. einmal gesagt haben. In religiösen Dingen sei Atta „der Härteste“ von allen gewesen und habe immer Recht haben wollen. Die Gespräche hätten vor allem auf dem Weg zur Moschee stattgefunden.
Eine Veränderung habe er an Atta im Laufe der Jahre nicht festgestellt, betonte der Fugzeugbau-Student, der mittlerweile in Berlin lebt. „Er trug immer die gleiche Jacke, die gleiche Hose, die gleiche Bartlänge“, erzählte der Zeuge. Das Verhältnis zwischen Atta und ihm habe sich im Laufe der Zeit reduziert. Dagegen war die Beziehung zwischen M. und dem Angeklagten Motassadeq den Aussagen zufolge enger.
Motassadeq sei bei den Streitgesprächen zwischen Atta und ihm häufig dazwischen gegangen, um vom Thema abzulenken. Der Angeklagte habe versucht zu vermitteln, offenbar ohne selbst eindeutig Stellung zu beziehen. „Mounir ist der Typ, der immer zuhört“, erklärte Achmed M. Er zeigte sich überrascht von dem Aufenthalt des Angeklagten in einem afghanischen Ausbildungslager der al-Qaida. Bis zu Motassadeqs Geständnis in der vergangenen Woche habe er das nie geglaubt, erklärte sein ehemaliger Kommilitone.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen