Kopftuch-Krach spaltet die Fraktionen

Bildungssenator Lemke wirft der CDU vor, mit dem Streit um die islamische Lehramtsstudentin „spalten“ zu wollen

Die Grünen hatten sogar mit Kopftuch im Parlament erscheinen wollen, ließen es dann aber doch, weil sich die Fraktion im Bremer Kopftuchstreit letztlich nicht einig war. Auch die SPD trat gestern in der Bürgerschaft nicht geschlossen in der Frage auf, ob eine Muslima mit einem Kopftuch ein Lehramtspraktikum an einer Bremerhavener Grundschule absolvieren darf. „Ich habe Sie so verstanden, dass Sie spalten wollen“, kritisierte Bildungssenator Willi Lemke die CDU-Fraktion. Der Bremerhavener CDU-Mann Michael Teiser hatte sich vorher wütend gegen den Schuldezernenten Wolfgang Weiß gewandt, der das Kopftuch-Praktikum erlaubt hatte.

Gestern schickte Teiser lieber einen anderen vor: Kollege Thomas Röwekamp sprach sich strikt gegen „das muslimische Kopftuch“ aus. Juristisch sei der Fall ohnehin klar: Das Bundesverwaltungsgericht hatte im Juli entschieden, dass das Tragen eines Kopftuchs im Unterricht gegen die Neutralitätspflicht des Staates verstoße: „Ich habe einen fünfjährigen Sohn, der nächstes Jahr eingeschult wird“, sagte Röwekamp. „Für ihn sind alle Erwachsenen Autoritätspersonen.“ Röwekamp betonte, es sei falsch, dass die Neutralitätspflicht des Staates bei Lehramts-Praktikantinnen „nur am Rande“ berührt werde. Diese Position hatte die im Kopftuch-Streit eingeschaltete Bremer Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck (Grüne) vertreten. „Diese Menschen nehmen Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder“, sagte Röwekamp.

Lemke sagte, juristisch liege der CDU-Mann wohl richtig. Ansonsten wolle er aber im Einzelfall entscheiden. Und: „Ich habe gesagt, die Frau darf nicht ins Praktikum, solange der Schulfrieden gefährdet ist“.

„Wenn Sie zur Islam-Woche gehen würden, würden Sie sehen, wie groß die Bandbreite der Kopftuch-Trägerinnen ist“, sagte der Grüne Matthias Güldner. Wichtig sei doch, ob das Kopftuch ein „Mittel politischer Agitation“ sei. Offensichtlich gehe es nicht mehr um eine rechtliche Frage. Vielmehr wolle die CDU „politische Rückspiele“ auf dem Rücken der Einwanderer austragen. „Wenn Sie Rückspiele sehen wollen, Herr Teiser, gehen Sie morgen besser zu Werder Bremen“. ksc