: Grün ist die Hoffnung …
Frauenüberschuss bei den Grünen! Bei der KandidatInnenkür für die Bürgerschaftswahlen im Mai wird es vor allem bei den Bewerberinnen mit kleinem „i“ eng
Zehn kleine Grüne, die saßen in fünf Reih’n – dann ist die Bürgerschaft geschrumpft, da waren’s nur noch neun. Oder sogar acht.
Bei keiner Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft sind die Folgen der Parlamentsverkleinerung so deutlich absehbar wie bei den Grünen: Um auf die selbe Anzahl an Bürgerschaftsabgeordneten zu kommen, müssten die Grünen rund ein Fünftel mehr Stimmen holen als 1999 – das ist zumindest in Bremerhaven ein utopisches Ziel. Da die Listen für beide Städte im Lande getrennt gewählt werden, steht damit das erste Opfer der Parlamentsverkleinerung praktisch fest: Manfred Schramm kann sich nur noch höchst theoretische Chancen auf einen Wiedereinzug in die Bürgerschaft ausrechnen, da der erste Listenplatz traditionell einer Frau vorbehalten und der Einzug eines zweiten Abgeordneten aus der Seestadt so gut wie ausgeschlossen ist.
Auch in Bremen stehen die Frauen obenan: Die Listenplätze 1, 3, 5 und so weiter sind qua Satzung Kandidatinnen vorbehalten. Männer können sich nur um die „geraden“ Listenplätze bewerben. Diesmal haben es die Frauen trotzdem schwer: Keine der gegenwärtigen Parlamentarierinnen will auf ihr Mandat verzichten. Das heißt: Wenn am 25. Januar die Listen gewählt werden, wird es Kampfkandidaturen in Serie geben – und am Ende vielleicht sogar ein paar Tränen. Die Plätze 1 und 3 werden wohl die Fraktionssprecherin Karoline Linnert und Ex-Kultursenatorin Helga Trüpel unter sich ausmachen – wenn nicht „unten“ der Konkurrenzdruck so groß wird, dass eine Kandidatin doch noch nach „oben“ ausweicht und ihr Glück im Rennen um den dritten Listenplatz versucht. Platz fünf kann noch als „sicher“ gelten, Platz sieben wahrscheinlich auch. Wer auf Platz neun landet, muss um den Einzug in die Bürgerschaft zittern. Und um diese drei Listenplätze bewerben sich nicht nur die drei Mandatsträgerinnen Anja Stahmann (Jugend, Medien), Karin Matthes (Umwelt) und Karin Krusche (Stadtentwicklung), sondern mindestens auch noch die Landesvorstandssprecherin Silvia Schön.
Ihren Amtskollegen Klaus Möhle zieht es nach einer Legislaturperiode „draußen“ ebenfalls wieder zurück ins Parlament. Dennoch ist bei den Bremer „Männerplätzen“ das Gedränge bisher nicht ganz so groß: Hermann Kuhn und Dieter Mützelburg haben ihr Ausscheiden nach mehreren Amtsperioden in der Bürgerschaft angekündigt. Lediglich Matthias Güldner (Inneres) will weiter machen. Als weiterer Bewerber hat bisher Jan Köhler, als Beisitzer ebenfalls im Landesvorstand, seinen Hut in den Ring geworfen. In den kommenden neun Wochen kann man es sich noch überlegen. Und die Satzung ließe theoretisch auch zu, dass sich Frauen auf „gerade“, also für Männer vorgesehene Plätze bewerben. Umgekehrt übrigens nicht.
Unter den Abgeordneten ist der späte Termin für die Listenaufstellung nicht unumstritten: „So haben wir ziemlich viel Zeit, uns mit uns selbst zu beschäftigen“, sagt ein Fraktionsmitglied, „und wenig, um uns mit dem Gegner zu beschäftigen.“ Immerhin, vier Monate bleiben dafür noch – wenn nicht die Gerüchte weiter köcheln, für den Fall einer Regierungsbeteiligung würden sich die Grünen noch extern verstärken. Der schwäbische Haushaltsexperte Oswald Metzger, daheim bei der Aufstellung der Bundestagskandidaten durchgefallen, wurde bereits als potenzieller Senator lanciert. Aber in der Bremer Partei winkt man ab, Metzger passe nicht nach Bremen. Auch die als Möglichkeit kolportierte Rückkehr von Marieluise Beck oder Ralf Fücks scheint wenig realistisch: Beck ist in Berlin gerade zur parlamentarischen Staatssekretärin aufgestiegen. Ihr Lebensgefährte Fücks hat als Chef der Heinrich-Böll-Stiftung auch einen interessanten Job in der Hauptstadt. Bleibt Gerücht Nummer vier: Robert Bücking könnte als grüner Stadtentwicklungssenator antreten. „Der Vorschlag ehrt mich natürlich“, sagt der parteilose Viertelbürgermeister, „aber diese Debatte hat die Nebenwirkung, die Grünen zu ärgern. Und an solch einer Operation beteilige ich mich nicht.“
Jan Kahlcke
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