Windkraft marsch

Windenergie nutzen und Steuern sparen: Der Bundesverband Windenergie gibt Tipps, worauf man beim Investment in Windparks achten sollte. Projektierer sind zum Jahresende auf Kundensuche

Die Rallye ist in vollem Gange: Viele Steuerzahler entdecken erst in den letzten beiden Monaten eines jeden Jahres, dass sie vermutlich mit dem nächsten Einkommensteuerbescheid – nach ihren Maßstäben – viel zu viel Steuern an das Finanzamt werden zahlen müssen.

Das wissen auch die Projektierer von Windparks. Regelmäßig verstärken sie deshalb mit dem ausklingenden Jahr nochmals ihre Anstrengungen, um zur Finanzierung der Parks die letzten Steuersparwilligen einzusaugen. Die Chancen, dass dies gelingt, stehen gut: Windenergie hat Zukunft – sowohl als Baustein der Energiewende als auch hinsichtlich ihrer Akzeptanz. So steht Windkraft mit 83 Prozent gleich nach Sonne (92 Prozent) und Wasser (86 Prozent) in der Rangfolge an dritter Stelle der „Wunschenergie der Deutschen“, ergab eine Umfrage Ende des letzten Jahrhunderts. Es gibt keinen vernünftigen Grund für die Annahme, dass sich daran seitdem irgendetwas geändert hat. Kernenergie wurde dabei übrigens am wenigsten gewünscht und dümpelte mit knapp über 10 Prozent am Schluss der Auflistung. Man kann davon ausgehen, dass diese Zahlen nicht geschönt sind: Auftraggeber war immerhin die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), deren Mitglieder noch weitestgehend immun dagegen sind, die erneuerbaren Energieträger in großem Stile anzuzapfen und darin die Zukunft zu sehen.

Dass Steuern sparen und Windkraft nutzen augenscheinlich gut zusammenpassen, zeigen die Platzierungszahlen für Windkraftfonds: Das Fondsvolumen stieg seit 1997 – damals war Windkraft für Privatanleger noch kaum ein Thema – auf immerhin mehr als 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2001. In diesem Jahr, so wird geschätzt, werde man sich der 2-Milliarden-Grenze sehr dicht nähern. Lediglich 1999 gab es einen Rückgang. Seinerzeit war der Aktienboom in vollem Gange, die Gelder flossen mutmaßlich also an die Börse oder per Kapitalerhöhung unmittelbar in Unternehmen, statt den Umweg über Finanzierungsgesellschaften zu nehmen.

Obwohl die lukrativsten Standorte im deutschen Binnenland mit Windparks inzwischen nahezu eingedeckt sein dürften, prognostiziert der Bundesverband Windenergie (BWE) weiterhin „einen steigenden Finanzierungsbedarf“. Grund: Nunmehr stehen die ersten Parks vor den Küsten sowie weitere Standorte im Ausland vor ihrer Erschließung. Auf das wachsende Interesse an dieser Form der Kapitalanlage reagierte der Verband schon im vergangenen Jahr mit einer wichtigen Hilfestellung für Investoren: Die Broschüre „Mit einer grünen Anlage schwarze Zahlen schreiben“ wurde aktualisiert und erweitert. Darin sind viele nützliche Tipps für all jene zusammengestellt, die sich an einem Windfonds mit der Rechtsform einer GmbH & Co KG beteiligen wollen.

So ist für die Wirtschaftlichkeit eines Windparks natürlich in erster Linie entscheidend, welche Windgeschwindigkeiten am geplanten Standort der Mühlen herrschen. Das klingt zwar banal, hat aber einen trübseligen Hintergrund: „Bereits geringe Abweichungen bei den Windgeschwindigkeiten können zu erheblichen Ertragsminderungen führen“, so die Experten. Das mussten gerade in diesem abgelaufenen Jahr einige Projektierer – und damit auch Investoren – bitter erkennen, als die prognostizierten Stromerträge weit hinter den Plänen zurückblieben. Damit nämlich sanken auch die finanziellen Erträge, denn jede nicht in das öffentliche Stromnetz eingespeiste und nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütete Kilowattstunde schmälert die monetäre Basis, was dazu führen kann, die ursprüngliche Kalkulationsbasis wanken zu lassen. Einige Windparks wurden deshalb bereits wieder abgewickelt – oder stehen dicht davor –, weil die Elemente nicht mitspielen. Tipp des BWE: „An zwei Windgutachten geht kein Weg vorbei. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit sollte auf Nabenhöhe mindestens 5,7 bis 6 Meter pro Sekunde betragen.“ Auch sollte man darauf achten, dass der Fondsanbieter ausreichend Sicherheitsabschläge für die verschiedenen Risiken bei der Berechnung des prognostizierten Windertrages berücksichtigt hat.

Weitere Tipps gibt die BWE-Broschüre hinsichtlich der so genannten spezifischen Investitionskosten, was in den Prospekten auch als „Gesamtinvestitionsvolumen“ bezeichnet wird. Darin sind die Kosten enthalten, die „für die Inbetriebnahme des Windparks notwendig sind“. Im dritten Abschnitt dreht sich dann alles um die im laufenden Betrieb anfallenden Kosten, es folgen Überlegungen zur Höhe der Rendite, Ratschläge, worauf beim Gesellschaftervertrag zu achten ist, sowie dazu, unter welchen Gesichtspunkten man einen Prospekt lesen und prüfen sollte. Letztlich gilt es auch, das Gesamtkonzept zu beurteilen, beispielsweise hinsichtlich der Mittelverwendung, Bonität und Erfahrung der Vertragspartner. Da die zu erwartende Rendite für den Anleger immer auch von seinen ganz persönlichen finanziellen Umständen abhängt, ist eine individuelle Beratung letztlich unumgänglich: „Lassen Sie sich bei Unklarheiten vor Unterzeichnung einer Beteiligung von einem branchenerfahrenen Rechtsanwalt, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer auch in Hinblick auf die individuellen steuerlichen und rechtlichen Konsequenzen beraten“, so der Bundesverband Windenergie. Dann ist ein Erfolg des Investments zwar noch immer nicht hundertprozentig garantiert, da es sich nun mal nicht um eine Anlage in Rentenpapiere handelt. Aber immerhin sind alle möglichen Risiken rundum abgeklopft. Eine ausgiebige Lektüre der Broschüre ist also jedem potenziellen Windmüller sehr zu empfehlen. ANDREAS LOHSE

BWE-Service GmbH (Hrsg.): „Mit einer grünen Anlage schwarze Zahlen schreiben“. 30 Seiten, 2002, Preis 15 € (zzgl. Versand). Bezug beim Bundesverband Windenergie, Herrenteichsstr. 1, 49074 Osnabrück, Tel. (05 41) 3 50 60-0, www.wind-energie.de