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TÜRKEI: DIE REGIERUNG WIRD DEN IRAKKRIEG DER USA WOHL UNTERSTÜTZENDeutschland taugt nicht als Verbündeter

Noch spielt die türkische Regierung auf Zeit. Während die US-Militärmaschine bereits auf Hochtouren läuft, klammern sich Ministerpräsident Abdullah Gül und Parteichef Tayyip Erdogan nach wie vor an die schwache Hoffnung, die UN-Inspektoren könnten doch noch einen Krieg gegen den Irak abwenden. Wenn nicht, warten sie auf eine neue Entscheidung des Sicherheitsrates. Das ist zumindestens die offizielle Position, doch hinter den Kulissen sieht es weit dramatischer aus. Noch in diesen Tagen muss sich Ankara entscheiden, ob die Türkei an einem Krieg gegen das Nachbarland teilnimmt oder nicht. Darauf läuft es hinaus, denn seit das Pentagon beschlossen hat, Bagdad auch von Norden aus anzugreifen, wollen die Militärplaner 90.000 US-Soldaten in der Türkei stationieren und erwarten darüber hinaus, dass die türkische Armee sich am Einmarsch im Nordirak beteiligt.

Es gibt kaum ein Thema, bei dem sich Politik und Bevölkerung so einig sind wie in der Frage einer Kriegsbeteiligung gegen den Nachbarn im Süden: Alle sind dagegen. Das betrifft nicht nur die amtierende Regierung und die Opposition, sondern auch die im November abgewählten Vorgänger. Man fühlt sich von Saddam nicht bedroht, sondern fürchtet im Gegenteil, erst durch eine Militärintervention in Gefahr zu geraten. Alle sind sich einig, dass ein Krieg dramatische wirtschaftliche Konsequenzen haben wird, und man sieht bereits mit Schrecken die zukünftigen „Kollateralschäden“ in Gestalt tausender irakischer Zivilisten.

Trotzdem ist zu erwarten, dass Ankara sich dem Druck aus Washington beugen wird. Das liegt nicht nur an der enormen wirtschaftlichen Abhängigkeit der Türkei vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, sondern auch an der Angst, im Falle einer Weigerung völlig allein zu stehen. In realistischer Einschätzung der Lage geht die Regierung in Ankara davon aus, dass die arabischen Despoten in Kairo, Amman und Riad genau das tun werden, was US-Präsident Bush verlangt. Aber auch Westeuropas Demokraten gelten nicht als zuverlässige Verbündete gegen einen US-Krieg im Irak.

Auch Deutschland nicht, und das trotz Schröders Antikriegsrhetorik. Erstens hat der Bundeskanzler schon innerhalb der EU kaum versucht, Verbündete für seine Position zu finden. Ihm gehe es nicht darum, den Krieg zu verhindern, sondern allenfalls darum, Deutschland herauszuhalten. Und schon gar nicht hat Schröder die Türkei in ihrem Sträuben gegen den Krieg bestärkt. Der Unterschied zwischen der Türkei und Deutschland ist, dass die Türkei sich nicht mit ein paar ABC-Spürpanzern und Awacs-Besatzungen aus der Affäre ziehen kann. JÜRGEN GOTTSCHLICH

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