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zurück in die zukunft

Luxus auf Rollen: das Reisehotel aus der Stollwerck-Sammlung von 1899 Illustration: Grafissimo/getty images

Kreuzfahrt, aber an Land? Für die Menschen, die Ende des 19. Jahrhunderts gelebt haben, dürfte das eine ziemlich naheliegende Zukunftsvision gewesen sein. Schließlich hatte erst 1891 der Hamburger Reeder Albert Ballin die erste deutsche Kreuzfahrt organisiert. 57 Tage lang tuckerten rund 240 Pas­sa­gie­r:in­nen über das Mittelmeer, besuchten Gi­braltar, Damaskus und Konstantinopel. Das war nicht nur für die Reedereien praktisch, deren Boote im Winter sonst stilllagen. Die Idee, luxuriöses Leben und Reisen miteinander zu verknüpfen, zog die Menschen vor allem im kalten Winter an. Es scheint also für die damalige Zeit nicht weit hergeholt, sich das Gleiche auch für die Reise an Land vorzustellen.

Das hier abgebildete „Reisehotel“ entstand 1899 als Teil der Stollwerck-Sammlung, deren kleine Motive man in einem Heft sammeln konnte. Das Reisehotel bietet neben Schlafsalons vor allem Vergnügungsmöglichkeiten. Im Restaurant, dem „Table d’Hote“, lässt man sich mittags frische Köstlichkeiten servieren, nachmittags spannt man im Salon aus und am Abend zieht es die Gesellschaft in die Kneipe, um gemeinsam anzustoßen.

Leider hat sich die Luxusreise auf der Schiene oder Straße hierzulande nicht so erfolgreich durchgesetzt wie auf dem Wasser. Dabei wäre das Reisen an Land, ohne Schweröl und Lärmbelästigung für Meerestiere, deutlich umweltfreundlicher. Andere Länder sind da schon weiter. In Japan kann man im Cruise Train für viel Geld in zweistöckigen Apartments die Aussicht auf die Insel Kyushu genießen. Und im Schweizer Glacier Express bestaunt man ein alpines Bergpanorama zum 3-Gänge-Menü. Alexandra Hilpert

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