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zahl der wocheMehr Garantie und ehrlichere Werbung

Ende der faulen Versprechungen versprochen

So schön kann es sein: Seit es das erste Verbraucherministerium in der Geschichte der Bundesrepublik gibt, gelten Frau Kundin und Herr Verbraucher endlich wieder was. Sie werden gefragt, was sie essen, kaufen, boykottieren wollen und dürfen sich nach dem Fall des Rabattgesetzes künftig auf Sonderzugaben sowie Verhandlungsangebote freuen. Und nun auch noch auf ein besseres Kaufrecht: Keine falschen Versprechungen mehr bei der Werbung und statt der bislang üblichen sechs Monate demnächst zwei Jahre Garantie auf so ziemlich alles, was sich kaufen lässt. Bis auf Baustoffe und Bauleistungen, für die sogar fünf Jahre gelten sollen. Eine schöne runde grüne Erfolgsgeschichte, könnte man meinen.

Ganz so ist es leider nicht. Denn die Idee stammt weder von Grün noch von Rot, sondern ist lediglich die Umsetzung einer EU-Richtlinie. Und die ist nur deshalb nicht weitreichender, weil sich die deutsche Regierung im Verein mit der Wirtschaft mächtig dagegen gewehrt hat.

Kundin und Verbraucher können sich trotzdem freuen: Wenn der Gesetzentwurf unverändert durchkommt, können sie ab dem 1. Januar bis zu zwei Jahre Ersatz verlangen, wenn sich Gekauftes als schadhaft herausstellt. Bei Baustoffen oder Bauleistungen sogar bis zu fünf Jahre. Und in allen Fällen tragen sie in den ersten sechs Monaten nicht mehr die Beweislast. Der Verkäufer muss nachweisen, dass der Schaden nicht herstellerbedingt ist.

Überhaupt werden die Händler mehr in die Pflicht genommen. Sie müssen auch für die Werbung des Herstellers gerade stehen und Waren zurücknehmen, die nicht die versprochenen Eigenschaften haben.

Klar, dass sie sich nun besonders benachteiligt sehen und Druck sowie Kosten weitergeben wollen. Dass sie dabei aber prophylaktisch vor nachlassendem Wirtschaftswachstum warnen, sollten Verbraucher und Kundin nicht allzu ernst nehmen. In den meisten europäischen Ländern gelten jetzt schon längere Garantielaufzeiten, ohne dass die Wirtschaft zusammengebrochen wäre. Bestes Beispiel sind die Finninnen und Finnen, die ihre Waren bis zu zehn Jahre lang zurückbringen dürfen. Und was macht die Wirtschaft? Sie legt regelmäßig um mehr als vier Prozent zu.BEATE WILLMS

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