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zahl der wocheAktion gegen den blauen Dunst

Rauchfrei für einen Monat

Freihusten am Morgen, Kurzatmigkeit und miefige Klamotten: welcher Raucher kennt das nicht. Doch die Tage, in denen Rauchen als absoluter Schick galt, sind längst vorbei. So säumen meist unzählige Entwöhnungsversuche die Vita eines Rauchers. Die meisten sind sich bewusst: Sie schaufeln am eigenen Grab.

Pünktlich zum Weltnichtrauchertag endete am gestrigen Freitag die Kampagne „Rauchfrei 2002“. Immerhin 90.458 Qualmer waren bereit, die Kippe wenigstens für einen Monat Kippe sein zu lassen. Diese große Bereitschaft zur Abstinenz überraschte selbst die Schirmherrin der Aktion, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).

Lockmittel waren die als Gewinn ausgesetzten 10.000 Euro. Die vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) organisierte Kampagne stand unter dem Motto „Sport schützt nachweislich vor Sucht und Drogen“. Denn Raucher, die ihren Körper trimmen, merken: Ohne verklebte Lunge rennt es sich einfach besser.

Schon im Jahr 2000 nahmen in ganz Deutschland rund 25.000 RaucherInnen an der Rauchfrei-Kampagne teil. Mit erstaunlichem Erfolg: Jeder dritte von ihnen ist nach Angaben des DKFZ danach endgültig vom Tabak losgekommen.

100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich vorzeitig an zigarettenbedingten Krebs- und Kreislauferkrankungen. Das sind 300 pro Tag. Eines der großen Ziele der Bundesregierung ist es, mit solchen Aktionen die Jugendlichen vom Paffen abzuhalten. Denn der Grundstein für regelmäßiges Rauchen wird im Schnitt im Alter von 13 bis 14 Jahren gelegt, 28 Prozent der Halbwüchsigen rauchen. Durch weitere Aktionen will man diesen Anteil auf die magische Zahl von 20 Prozent senken. So sollen mit der Kampagne „Feel free to say no“ Jugendliche bis 18 Jahren in ganz Europa angesprochen werden. Der Staat freilich profitiert von der Tabaksucht: Von den 20,7 Milliarden Euro, die 2000 für Glimmstängel ausgegeben wurden, landete mehr als die Hälfte (11,5 Milliarden) als Tabaksteuer beim Finanzminister.

Auch Prominente lassen das Rauchen. Bahnchef Hartmut Mehdorn etwa machte seiner Frau mit dem Abschied von seinen Zigarillos ein Weihnachtsgeschenk der anderen Art. Der Aktionskreis der Stuttgarter Nichtraucher krönte ihn zur Belohnung zum „Ex-Raucher des Jahres 2002“. Wie er lassen auch die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer und die Schauspielerin Veronica Ferres die Finger vom Tabak.

KATHINKA LÜBBEHÜSEN

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