zahl der woche: In Zukunft Golf und Boccia
Nicht alle Sparten der Sportindustrie fühlen die Rezession
Graue Konjunkturwolken auch über den deutschen Golfplätzen? Nur 13,4 Millionen Golfbälle wurden im vergangenen Jahren importiert, meldet das Statistische Bundesamt. 32 Prozent weniger Bällchen als im Jahr zuvor. Der Grund: Verstärkte heimische Golfballproduktion – und der Trend zum Recycling. Von Rezession ist auf den Fairways aber wenig zu spüren: Seit 1992 haben sich die Mitgliedszahlen der Golfclubs in Deutschland verdoppelt: Fast 400.000 Golfer birden und putten mittlerweile auf 619 Plätzen und geben tüchtig Geld für ihre Accessoires aus.
Damit entgeht Golf dem allgemeinem Trend. Denn auch die Sportartikelindustrie stöhnt unter der Zurückhaltung der Konsumenten. Zum ersten Mal seit Jahren leiden die Hersteller von Tennisschlägern, Laufschuhen und Heimtrainern unter einem Umsatzminus von 2,7 Prozent im ersten Halbjahr 2002. Der Wert der Gesamtproduktion fiel von 2000 bis 2001 von 5,35 Milliarden Mark auf 5,2 Milliarden.
Angst vor einem Ende des allgemeinen Sportbooms hat man aber allem Anschein nach nicht. Die agile Sportbranche bastelt schon wieder an neuen Trends: Sieben Millionen fitnessbegeisterte Deutsche werden 2005 in Fittnesstudios trainieren, behauptet der BSI. Die Sportindustrie solle sich vor allem um die „alten Jungen“ und „jungen Alten“ sowie vor allem um „sporttreibende Frauen“ kümmern, heißt es.
Wo gibt es noch Geld zu verdienen? Der einstige Edel-Sport Tennis hat im Jahr 2000 immerhin drei Prozent der Mitglieder und damit der potenziellen Nachfrager von Schlägern, Bällen und Höschen verloren. Zuwachs gibt es bei Branchen, für die neue Marketingstrategien noch erfunden werden müssen: moderner Fünfkampf, Boccia, Behindertensport und Skibob.
SILVAN NIEDERMEIER
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