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wie machen sie das?Die Lego-Oma

Rita Ebel sorgt für Barrierefreiheit: Aus bunten Legosteinen baut sie Rampen für Rollstuhlfahrer*innen. Fast 40 solcher Rampen liegen bereits vor schwer zugänglichen Eingängen, die meisten in Ebels Heimatstadt Hanau, die neuste sogar in ­Paris.

taz am wochenende: Sie bauen Rampen aus Lego. Wie machen Sie das?

Rita Ebel: Für eine etwa 15 Zentimeter hohe Stufe bauen wir meist zwei Spuren. Für eine Spur brauchen wir so sechs bis sieben Stunden und verbauen sieben bis neun Kilo Lego. Anfangs waren es nur mein Mann und ich, die gebaut haben. Inzwischen sind wir ein festes Team aus acht Leuten, die das ehrenamtlich machen. Manche helfen beim Vorsortieren der Steine, die anderen beim Bauen, und meine Tochter und meine Enkelin kümmern sich zusätzlich um den Instagram-Account.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Ich las in einer Fachzeitschrift für Querschnittsgelähmte davon und beschloss, die Idee auch nach Hanau zu bringen. Die erste Rampe habe ich für den Shop des Hanauer Anzeigers gebaut. Eine Bekannte war mit ihrem Elektrorollstuhl dort und brauchte vier Mann, um eine Stufe zu überwinden. Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten, genug Steine zusammenzukriegen. Aber inzwischen ist es ein Selbstläufer: Wir bekommen aus ganz Deutschland und sogar aus Italien und Spanien Lego-Spenden. Erstaunlich, wie viel Lego so auf Dachböden und in Kellern schlummert.

Würden Sie sagen, dass der Bau von Lego-Rampen eine sinnvolle Beschäftigung für den zweiten Lockdown ist?

Mein Anliegen ist es, Leute von der Idee zu begeistern, damit sie eigene Rampen bauen. Ich versuche zum Beispiel, mit unseren Bauanleitungen zu unterstützen. Die gibt es schon in sechs verschiedenen Sprachen. Wer Rampen als Beschäftigung im Lockdown bauen will, darf nur nicht unterschätzen, wie viel Lego man braucht. Aber man kann auf sich aufmerksam machen und nach Spenden suchen. Als ich damit anfing, konnte sich noch niemand so recht was unter einer Lego-Rampe vorstellen. Inzwischen kennen viele Leute das Projekt, das macht es ­einfacher.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Rampen etwas verändert haben?

Anfangs habe ich sie nur für Rollstuhlfahrer gebaut. Dann habe ich gemerkt, dass sie auch für sehbehinderte Menschen hilfreich sind, weil sie durch die bunten Steine besser erkennen, wo eine Stufe ist. Und vor allem merke ich, dass sich mehr Menschen Gedanken über Barrierefreiheit machen. Die Rampen sind einfach sehr auffällig. Es gibt noch eine Menge Hürden, aber ich möchte nicht schimpfen, sondern auf eine lustige, schöne Art auf das Thema aufmerksam machen. Und ich hab das Gefühl, dass das irre gut funktioniert.

Interview: Lena Wrba

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