was fehlt ...: ... Die Zielgruppe
Der Kampf gegen Analphabetismus ist ein ehrenwertes Anliegen. Das wird nun mit Plakaten verfolgt – Plakate mit Text drauf.
Siebeneinhalb Millionen deutsche Erwachsene können laut einer Studie nicht richtig lesen und schreiben. Schlimm, dachte man sich offensichtlich im Bundesbildungsministerium – und zauberte eine Werbekampagne aus dem Hut, die Erwachsene dazu motivieren soll, richtig lesen und schreiben zu lernen.
Zielgruppe: sogenannte funktionale Analphabeten – also Leute, die einzelne Wörter lesen und schreiben, jedoch keine Texte zusammensetzen können. Ein Makel, der vielen Betroffenen so peinlich ist, dass sie sich zahlreiche Strategien zurechtgelegt haben, um dies zu verbergen. Lesebrille vergessen und so.
Was wäre zur Motivation dieser Menschen besser geeignet als eine richtig schöne Info-Plakatkampagne? Gesagt – getan: „Endlich hab ich es gelernt“ steht auf den aktuellen Plakaten des Bildungsministeriums. Neben den Fotos angeblicher ehemaliger Analphabeten, die riesige Schlüssel in der Hand halten. Ihr „Schlüssel zur Welt“, erklärt die Beschriftung. Grandios: Auch für jeden, der nicht lesen kann, funktionieren diese Plakate sicherlich wunderbar. Als Bausparkassenwerbung. (JUM/MLA)
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