was fehlt ...: ... weibliche Coolness
War das ein Gequietsche. Justine Dufour-Lapointe aus der kanadischen Provinz Québec, aufgewachsene nahe Montréals, kreischte tatsächlich in den höchsten Tönen, nachdem sie bei ihrem Lauf über die Buckelpiste die allerhöchsten Wertungen erhielt und Gold gewann. Am stärksten fiel sie ihrer Chloé in die Arme, die wiederum nur ein bisschen gekränkt war, weil sie nicht gewann – aber immerhin mit Silber nach Hause fahren kann.
Die als Favoritin gehandelte US-Amerikanerin Hannah Kearney hingegen quietschte gar nicht, weil die Bronzemedaille für eine wie sie enttäuschend sein muss. Dafür weinte sie ein wenig, aber nicht laut. Das wiederum tat die ja keineswegs als Außenseiterin in den Skiathlon gestartete Norwegerin Marit Björgen. Nochmal Gold? Hätte man denken können, das ist doch schon Medaillenroutine aber. Doch sie weinte beinahe im Diskant.
Wenn Tränen fließen, wenn offenbare Freude so hörbar wird, ist das Publikum zufrieden. Emotionalität wird jedoch nicht überall geschätzt. Die moderne Kultur der Coolness verkörpern bei diesen Spielen in Sotschi eher die Männer, die etwa beim Slopestyle am Samstag eher wie Kumpels einander bufften und knufften: Gold für Sage Kotsenburger aus den USA – immerhin lächelte er sonnig.
Aber die Höhepunkt werden die kreischenden Bekundungen der Anteilnahme sein – am Sonntag beim Slopestyle der Teenager die US-Amerikanerin Jamie Anderson, die nach halsbrecherischem Ritt über Hügel, nach Salti und Schrauben, vor Enni Rukajärvi gepunktet wurde. Die Finnin quietschte noch erleichterter: Vielleicht eine weibliche Form des männlichen Brunftgegrölens? (JAF)
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