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usa und irakAblauf nach Drehbuch

Das Geplänkel um die irakischen Angriffe auf US-amerikanische und britische Patrouillen-Flugzeuge zeigt recht genau die Gangart auf, die die USA in den nächsten Wochen einschlagen werden. Für die Bush-Regierung ging es noch nie um die Frage, ob der Irak angegriffen werden soll, es ging immer nur um das Wann und Wie. Jetzt geht es um den orchestrierten Endspurt vor dem großen Knall.

Kommentarvon BERND PICKERT

Die Sicherheitsratsresolution erleichtert die Argumentation ungeheuerlich – deshalb sammelt die US-Regierung Protokollnotizen über mutmaßliche irakische Verstöße, die sie zum geeigneten Zeitpunkt in den Sicherheitsrat einbringen will, um ein Mandat zum Krieg zu erhalten. Dazu erscheint der jüngste Vorfall noch zu schwach – zumal alle anderen ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates – Russland, China und Frankreich – die Vereinbarkeit der Kontrollflüge mit der UN-Charta zumindest für fragwürdig halten.

Vor allem aber: Die USA sind noch nicht so weit. Die militärischen Vorbereitungen laufen noch, die Verhandlungen über Nutzungsrechte für bestimmte Einrichtungen oder Überflugrechte für die US-Bomber sind noch nicht abgeschlossen.

Dabei scheint festzustehen, auf welches Zeitfenster die USA hinarbeiten: Anlass großer Entrüstung wird die am 8. Dezember von der irakischen Regierung vorzulegende Aufstellung über alle Programme zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen sein. Egal, was letzlich auf der Liste steht, die Bagdad übergibt – sie wird sich schwerlich mit dem decken, was die USA über Iraks Programme zu wissen vorgeben, ohne dass sie dafür bislang schlüssige Beweise vorlegen konnten.

Die USA werden die Resolution als verletzt erklären, der Rest des Sicherheitsrates wird zunächst die Überprüfung durch die Inspektoren fordern, es wird noch ein paar Wochen Hin und Her geben, und um die Jahreswende, vornehmlich direkt nach Weihnachten, allerspätestens jedoch Ende Februar, werden die USA dann losschlagen – gerade noch rechtzeitig, um die Bedenken der Militärs zu besänftigen, die ab März vor zu großer Hitze warnen.

Die USA verhalten sich wie der Regisseur bei einem aufwändigen Dreh: Er hat klare Vorstellungen und holt mit Lob und Tadel, Sektempfang und Rumgebrüll das Letzte aus den Schauspielern heraus. Und manche Komparsen glauben tatsächlich, sie würden improvisieren und hätten Einfluss aufs Drehbuch.

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