unverbremt:Eiken Bruhn über fachfremde PolitikerInnen: Motschmann griff nicht an
Wahlkampf ist, wenn du ständig auf dem Podium sitzt und zu jedem Thema etwas Kluges sagen musst. Auch wenn du das Thema nicht verstanden hast. So muss es der CDU-Bundestagsabgeordneten Elisabeth Motschmann am Dienstag Abend ergangen sein. Der Hebammenverband hatte sie und drei andere Bremer Spitzenkandidatinnen in die Weserterrassen eingeladen. Thema: „Was ist uns Frauengesundheit rund um die Geburt wert?“ Letztendlich ging es um die Frage, „Was ist uns Frauenarbeit rund um die Geburt wert?“, denn das Publikum bestand zu 90 Prozent aus Hebammen, die von den Politikerinnen wissen wollten, wann sie für ihre Arbeit angemessen bezahlt würden.
Ein Heimspiel für die Grüne Kirsten Kappert-Gonther, hatte sie doch das Bündnis für die Förderung der natürlichen Geburt in Bremen angeschoben. Zudem ist sie Gesundheits- und nicht Außenpolitikerin wie Motschmann. Das gilt auch für die Vertreterin der SPD, Stephanie Dehne, die anstelle von Sarah Ryglewski erschien. Diese habe es nicht rechtzeitig von der Bundestagssitzung zurück nach Bremen geschafft, entschuldigte Dehne ihre Kollegin. „Ich war auch da“ knurrte Motschmann. Später betonte Dehne dann noch einmal, dass Ryglewski Zug gefahren sei – hätte Motschmann es ihr gleich getan, wäre sie um den Abend herum gekommen.
Als einzige in der Runde konnte sie nur von eigenen Erfahrungen erzählen. Eine Hebamme habe sie leider nie gehabt, „bei jedem Pickel am Babypo bin ich in die Klinik gefahren“. Aber Döntjes interessierten die Hebammen nicht und wie wertvoll ihre Arbeit ist – das wussten sie selbst. Doris Achelwilm von der Linkspartei bekam mehr Applaus. „Ich bin kinderlos“, sagte sie zu Beginn, sie habe daher kein privates, sondern „ein politisches Interesse“. Als Linke hatte sie ein leichtes Spiel: Löhne rauf, Pflegeberufe aufwerten. Als einzige in der Runde, deren Partei weder im Bund noch im Land regiert, griff sie ihre politischen Gegnerinnen an. „Ihr stellt den Bundesgesundheitsminister“, stichelte Kappert-Gonther in Richtung Motschmann.
Die blieb ungewohnt defensiv. Nur einmal wachte sie auf, um Rita Süssmuth zu verteidigen, die in den 80-ern Hebammen „traditionell bescheiden“ genannt haben soll. „Sie hat viel für Frauen getan“, sagte Motschmann. Damit hatte sich für sie der Abend doch gelohnt.
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