unter leuten8,7 Millionen Menschen leben in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Hier ist einer von ihnen: An die 600.000 Menschen werden in Sachsen AfD wählen. Auch Tom S.
Er schickt ein Foto, aufgenommen vor einem Jahr in Chemnitz, beim Trauermarsch der AfD für den erstochenen Daniel H. In der taz stand, „Kameradschaftsmitglieder, Identitäre, Hooligans“ seien dabei gewesen. S. hat das geärgert. „Ich möchte Sie informieren, dass das nicht stimmt. Siehe mein Foto aus der 2. Reihe!“
Die taz sei seine „tägliche Feindbeobachtung“, schreibt er. Trotzdem will er davon erzählen, was ihn so weit nach rechts getrieben hat. Bedingung: Name und Beruf sollen nicht in der Zeitung stehen. Er fürchtet „berufliche Repression.“ S. will erklären, warum er und „alle Menschen in seinem Umfeld“ mit dem AfD-Slogan von der „Vollendung der Wende“ – der Gleichsetzung von DDR und BRD also – so viel anfangen können.
Pegida sei von 1989 „nicht zu trennen“, sagt S. Dieselben Gründe, dieselben Leute. Er schreibt lange Mails, nennt viel Bekanntes: Die „Grenzöffnung“ 2015, „Köln“, „Ausländerkriminalität“, Asylmissbrauch, die Geburtenrate in Afrika. Immer wieder kommt das Gespräch auf denselben Punkt: dass rechts denkende Menschen wie er sich nicht frei äußern können – das derzeit zentrale Narrativ der AfD.
Etwa die Medien: Es gebe nur „eine erlaubte Meinung“ – die Merkel-Diktion. „Wer in den öffentlich-rechtlichen Medien ist denn rechts und vertritt dort offen AfD-Positionen?“, fragt er. Linke Ex-tazlerInnen etwa leiteten heute die Deutsche Welle, die Frankfurter Rundschau und hätten auch sonst einflussreiche Posten, sagt er. „Kann sich jemand vorstellen, dass heute ein Journalist der Jungen Freiheit in den Mainstream-Medien Chefredakteur wird?“
Bei der NVA sei sein Spind nach „Westsachen“ durchsucht worden – „heute werden in der Bundeswehr wieder die Spinde durchsucht, nach allem, was rechts aussieht“, sagt S.
Welche Aussage heute „Konsequenzen“ habe? Zum Beispiel jene, dass Zuwanderung dazu führt, dass in „200, 300 Jahren alle Länder gleich aussehen werden“. S. findet die Vorstellung „schrecklich“ – er will „nicht zu viel Migration aus fremden Kulturen“.
Was er fürchtet, wenn er das sagt? Er sei Consultant. Wenn er sich zur AfD bekenne, verliere er Aufträge. „Nicht weil meine Auftraggeber inhaltliche Probleme hätten, sondern weil sie die öffentliche Kritik fürchten.“
Ein wohlhabender, weitgereister Mann, von Gesinnungswächtern stumm gemacht, weil er gegen Zuwanderung ist? S. ist einer von vielen, die sich so sehen. Christian Jakob
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