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taz.de bewirbt sich bei „Zeit Online“Nimm mich, Jochen!

„Zeit Online“-Chef Jochen Wegner gibt eine als Interview getarnte Stellenanzeige auf. Die taz.de-Redaktion zögert nicht lange.

Flexibel und frisiert: die taz.de-Redaktion (Ausschnitt). Bild: Christian Specht

Lieber Jochen,

als Chef von Zeit Online liegt die Leitung eines der interessantesten Onlineangebote deutscher Sprache in Deinen Händen. Deine Kennzahlen sind beeindruckend: ständig wachsende Reichweite, ein motiviertes Team und ein Stammhaus, das keine Kosten und Mühen scheut, Dich zu unterstützen.

Mit großem Interesse lese ich nun ein Interview, das Du mit dem Branchendienst meedia.de führtest. Dein Hinweis auf künstlich aufgeblähte Reichweite spricht mir aus dem Herzen, die Kritik „an affektgetriebener“ Berichterstattung ebenso. Die Darstellung des Spagats zwischen minutenaktueller Berichterstattung und ausgeruhter Analyse entspricht auch meiner Erfahrung. Ich teile Dein Bestreben, die klügsten Leserinnen und Leser mit einer Art „minütlicher Wochenzeitung“ zu binden und ziehe vor dem großen Tour-de-France-Projekt und dem Zeit-Blog zum NSU-Prozess den Hut.

Apropos Hut: Du sagst, du suchst „einen neuen Redakteurs-Typus, der programmieren und visualisieren kann und dabei den Journalismus nicht aus den Augen verliert“. Aber warum machst Du das in einem Interview? Du weißt doch wo ich bin und was ich kann.

Ich kann: Visualisieren, Journalismus, Programmieren. Als Team. Deshalb ist er hier, mein Hut. Man muss mir nicht „viel Geld bieten“. Ich will einfach nur „ein Umfeld, in dem ich glücklich bin“. Ich habe Relaunch-Erfahrung mit einem – noch nicht, aber bald – „responsiven Design“ und bin auch nicht profitabel, aber „spielfreudig“. Lass uns diesen Weg gemeinsam gehen.

Ich würde mich sehr freuen, mit meinen siebeneinhalb Planstellen (ohne Webmaster, aber mit Überhang) an den Asketischen Platz zu ziehen, und werde sicher nicht mehr kosten als ein zeit.de-Ressortleiter. Du kannst mich auch freiwillig und nach eigenem Ermessen bezahlen. Du weißt ja: „Betteln – das darf nur die taz.“

Ganz ganz liebe Grüße von Deiner eierlegenden Wollmilchsau, der taz.de-Redaktion.

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7 Kommentare

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  • WG
    Wolfgang G. Wettach

    Liebe taz.de Redaktion, ihr habt zwar den Jochen von der ZEIT um einen Job aber irgendwie auch mich um Unterstützung gebeten. Mit meinem ePaper-Abo unterstütze ich zwar auch den Jochen, aber diesen schönen Beitrag von Euch habe ich mit Flattr auch unterstützt - und hoffe dass sich viele anschliessen.

  • S
    Spartacus

    Die "Zeit Online" ist wohl das Allerletzte!

     

     

     

    Bei dieser Gutmenschen-Spießerpresse werden regelmäßig kritische Kommentare mit erhobenem Zeigefinger nach Oberschulmanier zensiert!

     

     

     

    Das ist "Journalismus" für pseudointellektuelle Boheme für Sozen- und Grünbonzen!

    • @Spartacus:

      Ganz ehrlich? Wirklich? Es ist schwer vorstellbar, dass jemand mit einer deratigen Ausdrucksweise irgendetwas geschrieben haben soll, das "Zeit-Online" genervt zensieren musste...

       

       

       

      (Ja, das ist Sarkasmus, Spartacus)

  • S
    solidarisch

    Besonders schön auch der Kommentar einer Leserin unter dem Interview:

     

     

     

    Hannah Pfingsten

     

     

     

    Herrje, es ist wirklich eine Erleichterung, dass die Zeit Redakteure nicht ständig mit abgesägten Beinen und Klingelbechern vor meiner Tür stehen um mich für irgendein genossenschaftliches, aber unabhängiges Zeitungswesen anzubetteln, wie diese armen Teufel von der TAZ.

  • S
    Sven

    Schade eigentlich nur, dass der gute Mann seine Wertschätzung für künftige Kollegen noch immer nicht bereit ist darin auszudrücken, dass er ihnen unbefristete Verträge anbietet.

     

     

     

    Ist ja auch nicht so wichtig, denn Hauptsache er befriedigt seine Leser und den Verlag. Mitarbeiter sind leider scheinbar zweitrangig.

  • M
    mausi

    sehr schön :-),

     

    wunderbar geschrieben.

    • @mausi:

      da war sicherlich die Silke B. dabei