: taz-serie
Ende einer Ära
Am 8. November tritt in Peking der nur alle fünf Jahre tagende Parteitag der KP Chinas zusammen. Dort steht das Ende der Ära Jiang Zemins bevor – auch wenn es eine offizielle Bestätigung bis zum Moment der Entscheidungsverkündung nicht geben wird.
Jiang ist diese Woche in die USA aufgebrochen, wo er am Freitag bei einem Besuch auf der Ranch von Präsident George W. Bush in Texas eine letzte, symbolische Weihe als Weltpolitiker empfängt. Zugleich wurde bekannt, dass zwei ihm nahe stehende Parteikader, die KP-Sekretäre von Peking und Schanghai, möglicherweise in höhere Ämter aufrücken sollen: Anzeichen sowohl für den bevorstehenden Generationswechsel an der Parteispitze als auch für die Kontinuität des von Jiang befolgten pragmatischen Reformkurses.
Unter Jiang hat sich China in den letzten dreizehn Jahren schneller verändert als unter seinen namhafteren Vorgängern Deng Xiaoping und Mao Tse-tung. In den Städten hat eine neue, selbstbewusste Unternehmerschaft die Arbeiterklasse ihrer alten Privilegien beraubt. 25 Millionen neue Privatunternehmen sind so entstanden, zugleich haben 50 Millionen Arbeiter ihre Anstellung verloren.
Nur auf dem Land, wo immer noch die große Mehrheit der Chinesen lebt, herrscht auch heute noch ein gemäßigteres Fortschrittstempo. Das sichert dem Land seinen sozialen Frieden. Doch wie lange noch? Im Vorfeld des Parteitags beschreibt die taz immer donnerstags in einer vierteiligen Serie Chinas neue Klassengesellschaft – mit Berichten über die Lage der Arbeiter (taz vom 17. 10.), der Bauern, der Unternehmer und der Partei.
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