taz lage: Cheesecake-Tage sind gute Tage
Wenn die Weltlage schlecht ist, rettet die taz eine Nachspeise. Eine kurze Hommage an cremigen Kuchen.
Linke und Kulinarik – das ist keine gute Mischung. Den eher Traditionellen gilt feines Essen als abgehoben, die Moderneren verzichten vor allem, auf Fleisch, Kuhmilch oder weit geflogene Tropenfrüchte. Auch die linke Geschichte strotzt nicht gerade vor Feinschmeckern: Fidel Castro soll nach dem Essen bis zu 20 Kugeln Eiscreme vertragen haben, Lenin speiste spärlich. Gerhard Schröder tat zwar nur so, als sei er links, konnte aber trotzdem Powersätze formulieren: „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“, sagte er einmal, zur großen Erheiterung der Presse.
Currywurst und Pommes gibt’s gelegentlich auch in der taz Kantine, mit Tier und ohne. Der wahre Kraftriegel jeder Facharbeiterin und jedes Facharbeiters ist hier aber ein Dessert. Taucht sein dreigliedriger Name auf der Speisekarte auf, geht ein leises Summen durchs Haus, das an Deutlichkeit zunimmt, wenn er dann serviert wird: Mhhh. Aaah. Oooh.
Es ist der unangefochtene Dessert-Champion, ein echter Tagversüßer und Meisterstück unserer kulinarischen Fachkräfte: der New York Cheesecake. Ein bissfester Biscuitboden stemmt eine cremige, aber stichfeste Kuchenmasse, auf der eine fruchtige Soße thront. Er ist süß, aber nicht unerhört süß. Für ein linkes Medienhaus ist es geradezu obszön, wie gut er schmeckt.
In Kreuzberg könnte die Erde beben, der Kanzler die taz verbieten, die AfD die absolute Mehrheit erringen – ein Nachtisch reicht, um die Nerven im Haus zu beruhigen. Cheesecake-Tage sind gute Tage, zumindest in der taz. Dafür reicht es nicht, sich zu bedanken – das muss man beschreiben.
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