taz-intern: Dialog ist keine Einbahnstraße
■ Bundeswehranzeigen in die taz, taz in die Kasernen!
Ein führender Neonazi in der Führungsakademie der Bundeswehr, „Sieg Heil!“- Rufe bei Offiziersfeiern, dumpfer Rassismus in Kasernen – die Bundeswehr ist ins Gerede gekommen.
Heute läßt Vorwärts-Verteidigungsminister Volker Rühe einen Troß Journalisten aus Bonn nach Berlin einfliegen, um eine Imagekampagne für seine „starke Truppe“ vorzustellen. Wie in den anderen überregionalen Zeitungen will er auch in der taz Anzeigen schalten. Junge Leute sagen darin, warum sie gern in der Bundeswehr sind. Soll die taz sich solchen Anzeigen verweigern?
In der taz hat es darüber heftige Diskussionen gegeben. Der Vorstand hat jetzt entschieden: Ja, wir werden drucken.
Aber ein Dialog ist keine Einbahnstraße. Und deshalb starten wir gleichzeitig eine Kampagne „taz in die Kasernen“. Herr Rühe hat auf unseren Vorschlag, die taz kostenlos in Einrichtungen der Bundeswehr zu liefern, nicht geantwortet. Davon lassen wir uns nicht abhalten. Wir rufen jetzt die Soldaten selber auf: Wer die taz lesen und in seiner Kaserne auslegen möchte, bekommt sie dafür kostenlos.
Gleichzeitig wird die taz zulassen, daß in bezahlten Anzeigen auch Meinungen vertreten werden, denen wir im redaktionellen Teil grundsätzlich widersprechen. Uns ist klar, daß dies unter den Leserinnen und Lesern genauso umstritten sein wird wie in der taz selber. Dennoch: Die Auftraggeber dieser Anzeigen suchen ja gerade deshalb die taz-Öffentlichkeit, weil wir eine ausnehmend kritische Leserschaft haben. Vorstand und Chefredaktion meinen, daß unsere kontinuierliche Berichterstattung zu diesen Themen den Lesern und Leserinnen genug gute Argumente liefert, um sie mit den Inhalten von Imageanzeigen zu vergleichen.
Warum wir solche Anzeigen dann überhaupt annehmen? Weil die taz, auch als genossenschaftlich organisiertes Unternehmen, auf Dauer nur mit wesentlich mehr Anzeigen als heute eine finanziell gesicherte Zukunft hat. Das heißt, wohlgemerkt, keine Anpassung der redaktionellen Inhalte. Wir werden damit fortfahren, die außergewöhnlichen und die alltäglichen Skandale der Bundeswehr genauso anzuprangern, wie wir den Initiativen von Wehrdienstverweigerern gelegentlich auch vier Seiten widmen. Vorstand und Chefredaktion der taz
„taz in die Bundeswehr“:
Tel. 030 - 259 02 - 116; eMail: briefe@taz.de
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