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taz goes „Das Büro“Auch ChatGPT bugsiert die Tassen nicht in die Spülmaschine​

Nach Redaktionsschluss stapeln sich die Tassen auf der Spülmaschine in der Teeküche. Da unterscheidet sich die taz nicht von anderen Büros.

Frau Meier und die „Installation zeitgenössischer Büroperformance“ Foto: imago

Am Ende des Tages ist die taz auch nichts anderes als eine gewöhnliche Bürogemeinschaft. Das jedenfalls, wenn wir den Anblick der Teeküche zum Feierabend zum Maßstab nehmen. Und weil das Thema Kaffeetassen, die nicht in, sondern auf die Spülmaschine geräumt werden, allzu gewöhnlich ist, versuchen wir, die tazlage von diesem Mittwoch einfach von einer ganz gewöhnlichen KI schreiben zu lassen.

Das Ergebnis ist leider nicht nur gewöhnlich, sondern stilistisch schlecht – und langweilig. ChatGPT schreibt von Alltagsdramen, Tassentürmen und einzelnen Helden, die ihre Trinkgefäße in die Maschine „bugsieren“. Also noch ein Versuch: bitte etwas akademischer. Dieses Mal ist es eine passiv-aggressive Litanei, die von „asymmetrischen Pflichtverständnissen“ spricht und die Reinigungskraft automatisch zu einer Frau macht (bei uns putzen auch Männer). Der der KI eingeimpfte Sexismus.

Dritter Versuch: bitte etwas lustig, und nicht so vorwurfsvoll. Die KI löst das nicht, indem sie lustiger und weniger vorwurfsvoll wird, sondern sie spricht von „einer gewissen Komik“ und macht einen „Vorschlag, ganz ohne Zeigefinger“. Und die Reinigungskraft, sie ist wieder weiblich, heißt dieses Mal Frau Meier. ChatGPT bekommt noch eine letzte Chance: jetzt bitte nochmal im Stile des „Streiflichts“ der Süddeutschen Zeitung. Die KI erzählt etwas von „Installation zeitgenössischer Büroperformance“. Frau Meier ist immer noch Frau Meier.

Immerhin, das Ergebnis bestätigt das Medien-Mantra „only bad news are good news“ – nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Denn: Der Gedanke, „Schade, die KI hat mir die Arbeit nicht abgenommen“ verwandelt sich schnell in ein erleichtertes „Wusst’ ich's doch, die KI kann mir die Arbeit nicht abnehmen.“ Und die Tassen? Stehen zum Feierabend wieder auf der Spülmaschine.

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1 Kommentar

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  • Naja, bei uns landen die Tassen immerhin alle in der Spülmaschine, auch wenn natürlich grundsätzlich zuerst alles vorn an platziert wird ...



    Der abendliche Sortiervorgang wird meistens von einem älteren Herrn vorgenommen.



    Müsste man mal Studien erstellen, welche Art von Büro-Arbeit zu Tassenstapeln auf der Maschine statt darin führt. Kreativ vs. Verwaltung oder sowas.