piwik no script img

taz-Schlichtungsprotokoll zu "Stuttgart 21""Härr Geißler Härr Doktr Geißler"

Die Argumentationen in der "Stuttgart 21"-Schlichtung werden immer absurder. Unser Autor hat die besten Sätze zusammengefasst. Ein Drama in drei Akten.

Schlichten heute schon zum fünften Mal: Geißler und Palmer. Bild: dpa

Härr Dokt'r Geißler schlichtet: Die vierte Sitzung der Schlichtung, die am vergangenen Freitag stattfand. Es handelt sich um Originalzitate.

Ort: Stuttgarter Rathaus. Sitzungsaal. Befürworter und Gegner des Bahn- und Infrastrukturprojekts Stuttgart 21 sitzen an einem Tisch.

Mitwirkende: Härr Dokt'r Heiner Geißler (CDU/Attac): Schlichter. Frau Minischterin Tanja Gönner (CDU): Anführerin der S-21-Verteidiger. Härr Boris Palmer (Grüne): Anführer der S-21-Gegner.

Es geht weiter

Am Freitag wird wieder ab 10 Uhr geschlichtet: live auf SWR3, Phoenix – und im Livestream auf fluegel.tv.

1. Akt

Härr Dokt'r Geißler (nuschelig): "Wir müssen diesen Diskussionspunkt als Dissens abschließen, net wahr. Hier kommen wir nicht weiter."

Frau Minischterin Gönner (fuchtelt mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand).

Härr Dokt'r Geißler (mürrisch): "Bidde jetzt nicht, Frau Gönner."

Frau Minischterin Gönner (wichtig): "Härr Geißler, Härr Dokt'r Geißler …"

Härr Dokt'r Geißler (blickt angeekelt): "Bidde nicht."

Frau Minischterin Gönner (unbeeindruckt): "Lieber Härr Dokt'r Geißler, ich muss auf einem Redebeitrag beschtehen, ich säe da einen gemeinsamen Punkt, und dafür möcht eich wärben."

Härr Dokt'r Geißler (schaut skeptisch über seine Brille hinweg zu Härrn Boris Palmer): "Härr Palmer?"

Härr Palmer (beflissen): "Ich denke auch, wir sind uns hier näher, als Sie das konschtatieren, Herr Geißler. Ich will Ihnen gärn sagen, warum."

Härr Dokt'r Geißler (misstrauisch): Wie lang dauert des?"

Härr Palmer (abgebrüht): "Dreißig Sekunden."

Härr Dokt'r Geißler (immer noch misstrauisch): Aber nicht länger." Palmer setzt an, Frau Minischterin Gönner geht dazwischen. Härr Palmer (hört kurz zu und sagt dann): "Okay, vielleicht sind wir uns doch nicht einig."

Härr Dokt'r Geißler (nun entschlossen): "Hier kommen wir überhaupt nicht weiter." Wendet sich nach rechts zu der Fachkraft, die dafür zuständig ist, die Folien an die Wand zu beamen, die zur Diskussion stehen.

Härr Dokt'r Geißler (sachlich): "Folie null sieben Punkt eins." Keine Folie an der Wand.

Härr Dokt'r Geißler (militärisch): "Die Fooooolie, bidde." Folie null sieben Punkt eins erscheint. Härr Dokt'r Geißler schaut irritiert. Kruschtelt in seinen Unterlagen.

Härr Dokt'r Geißler (sauer): "Jetzt werden hier wieder Folien eingebaut, die nicht allen vorher zur Verfügung gestellt wurden. Dazu gehöre ich. (Lauter) Und des geht nicht. Non liquet."

Frau Minischterin Gönners Knecht (piepsig): "Die Folien wurden geschtern Morgen rumgemält. Auch an Ihr Büro, Härr Dokt'r Geißler."

Härr Dokt'r Geißler (uninteressiert): "Ach so." Streit über Folie null sieben Punkt eins bricht aus.

Härr Dokt'r Geißler (genervt): "Jetzt gehen wir doch mal von diesem Schema da weg. Des kapiert doch sowieso keiner." Streit geht weiter.

Härr Dokt'r Geißler (sehr laut): "Folie zehn. Folie zeheeeennn!"

Frau Minischterin Gönner (unvermittelt): "Des, was hier steht, isch im Endstadium für Stufenprojägde. Des isch in Ordnung. Des..."

Härr Dokt'r Geißler (ungeduldig): "Frau Gönner …"

Frau Minischterin Gönner (staatstragend): "Härr … Geißler … Härr Dokt'r Geißler, ich wärbe dafür, diesen Gedang'n jetzt auszuführen …"

Härr Dokt'r Geißler (abrupt): "Des geht nicht."

Frau Minischterin Gönner (Krankenschwesternsound): "… wir müssen uns unterhalden, Härr …"

Härr Dokt'r Geißler (barsch): "Wir müssen uns unterhalten, was überhaupt zur Debatte steht, Frau Gönner."

2. Akt

Härr Dokt'r Geißler (am Ende eines kleinen Monologs): "Will jemand etwas sagen?" (Dann blickt er durch den Sitzungssaal. Es findet sich eine Wortmeldung.)

Härr Dokt'r Geißler (seufzend): "Frau Gönner."

Frau Minischterin Gönner (unbeeindruckt): "Wir möchten ausdrücklich där Folie dreizehn widerschpräch'n. Dürfte ich, lieber Härr Geißler, dem Rächtsäxpärd'n das Wort gäben?"

Härr Dokt'r Geißler (schaut durch den Saal): "Wo isch d'r Rächtsexperte?" Rechtsexperte meldet sich und referiert. Gönner begleitet seine Worte durch Nicken, Gegner durch Kopfschütteln.

Härr Dokt'r Geißler (sieht sich bestätigt): "Wir kommen hier nicht weiter."

Frau Minischterin Gönner: "Ich wärbe dafür …"

Härr Dokt'r Geißler: "Nein. Wir kommen nicht weiter. Non liquet."

Frau Minischterin Gönner (lateinunempfindlich): "Hier wird immer mit Understellungen gearbeitet. Sie (blickt zu S-21-Gegnern) understell'n uns, wir würden Ihnen understell'n, Sie würden nicht nachdenken."

Härr Dokt'r Geißler (nachdenklich).

Frau Minischterin Gönner (schnell): "Härr … Härr … Härr Dokt'r Geißler … deshalb bin ich Härrn … Palmer sehr dankbar … für seine Wordde. Des verschtehen wir als Lob für unsere bishärige Politik."

Härr Palmer (maliziös): "Ich lobe gärn."

Frau Minischterin Gönner (kichert): "Hihi."

3. Akt

Härr Dokt'r Geißler (hält Monolog darüber, wie das war, als er damals mit der Eisenbahn zu seinem zweiten Staatsexamen nach Stuttgart runterfuhr): " … die Geißlinger Steige runter, net wahr, des war langsam, aber grade dadurch hat man viel gesehen und so die Schönheiten der Natur genießen können, net wahr."

Frau Minischterin Gönner und Härr Palmer (tun so, als hörten sie interessiert zu).

Härr Dokt'r Geißler (nun ganz in seinem Element): "Neben dem Materiellen muss halt auch das andere eine Rolle spielen. Des isch keine Verletzung der Neutralität, net wahr, ich sage es, weil es erwähnt werden muss. (Blickt über seine Brille in den Saal) Oder wollen Sie mir widersprechen, Frau Gönner?"

Frau Minischterin Gönner (postmaterialistisch): "Nei-hein."

Härr Dokt'r Geißler (wild entschlossen): "Also, die Geißlinger Steige, die machen wir nicht kaputt. Des wär ja no mol schöner."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • EH
    Edgar Haas

    Auch nach so langer Zeit lese ich diesen Text immer wieder gern und versende ihn als PDF oder Link.

    DANK dafür !

    (Vater evangelisch, Schwabe, Mutter katholisch, Badenerin, geboren im Gründungsjahr von Baden-Württemberg ... )

  • A
    Adebar

    Hano des isch nadierlich fir Nordlichter ond Reigschmneckte ned verschdändlich was dia Gönner do von sich geba duat. Dia isch halt aussem Oberland ond wirbd halt fir elles. Falls dia mal nemme en dr Bolidik onderkommt, kosch se em Großmarkt otreffa. Do derfse dann dr ganza Dag fir irgendwas werba.

    Ha i muass scho saga, i han Träna glacht iber den Text. Der isch so guad dasser eigentlich fir en journalistischa Preis vorgschlaga ghert.

    Danke an dia TAZ. Des isch mol glatt. Glaubat aber jo net das mir net au Hochdeutsch kenna dätad.

    Mir kennat au Hochdeutsch

     

     

     

    mir wellat bloß net.

     

    Adebar

     

    Stuttgart

  • N
    nyx

    was soll denn der blödsinn... sogar mir als schwabe ist es fast unmöglich, das zu lesen. hab nach dem "1. akt" aufgehört.

  • HH
    Hergen Hillen

    Ich habe mir schon immer die Frage gestellt, warum Tarifparteien in Schlichtungsrunden, die nicht live übertragen werden, manchmal Nächte lang verhandeln und sich dann wie zu erwarten auf die Mitte einigen. Nun wissen wir es. Das Protokoll entblösst die Verhandlungspartner als durchaus menschlich, fehlbar und sogar neurotisch. Besondere Begabung sucht man bei den Verhandlungsteilnehmern vergeblich. Es geht zu wie auf der Mitgliederversammlung eines jeden Kaninchenzüchtervereins. Insofern haben solche Einsichten auch etwas Beruhigendes, da sich hier Dummheit und Eitelkeit der Eliten entlarvt. Die Leute von der Bahn sind auch nur Menschen, die vielleicht froh wären, wenn man ihnen einen gesichtswahrenden Ausstieg aus diesem unsinnigen Projekt ermöglichen würde.

  • SS
    Stefan Stuttgart

    Ein sehr interssanter Auszug der auch mal ein bisschen vergessen lässt, wie ernst dieses Thema in Stuttgart gehandhabt wird und hoffen lässt, dass hier doch noch Menschen miteinander sprechen und nicht nur Lobbyisten ihre profitorientierte Meinung den manchmal etwas weltfremden Totalverweigerern um die Ohren schlagen. Ich hoffe nur, dass dieses Projekt dann doch vernünftig verwirklicht wird oder wenn dies nicht möglich ist, das verplante Geld, von dem wir anscheinend alle genug haben, dann doch mal in etwas sinnvollere Bildungsprojekte investiert wird. Aber keine Angst, der Schwabe kann durchaus über sich selber lachen, gell Herr Frau Never!land

  • K
    Kundrie

    Wunderbar! Ich danke!

    Im TV konnte ich nämlich keine fünf Minuten der Schlichtungsgespräche schauen, ohne dass mir der Hut hochging und ich mir wünschte, diesen dummen, Fratzen schneidenden, aufgeblasenen und unerzogenenen Blagen auf der Befürworterbank mal tüchtig den Hintern zu versohlen. Dabei bin ich ein Nordlicht und hätte weiß Gott genügend eigene Deppen zum Aufregen.

     

    Jedenfalls: erst durch diese Transkripte tritt die wahre absurde Schönheit der Dialoge so richtig zutage. Ich habe laut und herzlich gelacht! Das ist Volkstheater im besten Sinn, und Mundart gehört einfach zu dieser Kunstform.

     

    Wenn diese Transkripte in Buchform erschienen (was ich wirklich hoffe), wäre ich begeisterte Käuferin.

     

    Aber die Leute, die am Totensonntag früh aufstehen, haben wahrscheinlich ihre Humornerven heute aus Pietät ausgeschaltet. Schade drum. Wir brauchen sie nämlich dringend, in diesen Zeiten.

     

    ( A propos: Warum bekomme ich jedes Mal, wenn ich zu S21 poste, das Spamvermeidungswort "bahn"?)

  • SK
    Selma Krause

    Eine unterhaltsame Glosse! Auf solche Gedanken kann man - nicht nur als Journalist - schon mal kommen, wenn man die Schlichtungsrunden verfolgt. :-]

    Dennoch verfolge ich das Verfahren gespannt, lerne dazu und warte auf das Ergebnis. Bisher kann das nur heißen: OBEN BLEIBEN!

  • N
    nevermore

    Sie können sich hier über den schwäbischen Dialekt verlustigen, soviel Sie wollen, und Frau Gönner ist sicherlich kein Vorzeigebeispiel der Schlichtungsteilnehmer.

     

    Aber verdienstvoller wäre es vielleicht mal anzuerkennen, was die Projektgegner hier als "Amateure" eigentlich leisten - und in welchem Maß die Bahn immer wieder in die Defensive geht. Egal wie diese Schlichtung ausgeht, ich bin sicher, die Bahn musste noch nie ein Projekt in dieser Art ihren Kunden erläutern und es verteidigen. Wenn Sie diesen Lernprozess überflüssig finden, und sich statt dessen darüber belustigen, spricht das nicht für Sie.

  • S
    sukram

    So richtig lachen kann ich darüber auch nicht, dieses offenkundige Versagen unserer Demokratie ist dagegen mehr ein Trauerspiel!

  • V
    vic

    So sehr ich diesen, von Geißler gut gemeinten, aber nutzlosen Versuch schätze. Aber es ist schon peinlich, dass sich kaum jemand bemüht, allgemeinverständlich zu reden.

    Auch ich bin in der Nähe Stuttgarts aufgewachsen, lebe noch immer in der Gegend, bin mit dieser Sprache groß geworden.

    Aber ich möchte behaupten, dass ich mich einigermaßen verständlich ausdrücken kann. Und das ohne Fremdsprachenkurs, das hat sich von ganz alleine im Laufe eines Beruflebens ergeben.

    Noch ein Satz zu S21. Das ist gegessen. Mappus und seine Kumpels von Industrie und Politik haben das längst entschieden.

  • N
    never!Land

    @Markus M.

     

    Soviel zu gezielter Desinformation: Erst der Länferfinanzausgleich hat die Südländer aus der Steinzeit in die Moderne geholt, so dass sie heute Nettozahler sein können.

    Aber von Geschichtsvergessenheit sprach ich ja bereits...

  • S
    Schnucki

    Ganz großes Kino, dieser Artikel!

  • H
    hombre

    ich gewinne den Eindruck, dass TAZ hier für ein Berlin sprechen möchte, das nicht recht weiss wie es damit umgehen soll. Daß die polit.Musik plötzlich von ganz anders hertönt. Ich hoffe doch, dass dieser anklingende Eifersuchtsreflex bald verklingt und man sich in B daranmacht die K21 Leute wirklich zu unterstützen.

    Ich sehe es wie Andrea. Ein Meilenstein.

    Geißler ist 80+ , dafür macht ers gut. Wer sonst hätte die alle überhaupt an Tisch bekommen? Er besteht oft auf langsammachen um eben auch Leuten eine Chance zu geben zu folgen,die noch nicht mit Materie befasst waren.

    Wie stellen sich Befürworter eines Volksentscheids vor das Volk informieren zu wollen?

    Selbst sehe ich übrigens nicht wie eine Sachentscheidung über etwas, das soviel komplexe Spezialmaterie zum inhalt hat, von 90% ahnungslosen Bürgern getroffen werden kann? Crazy Idee!

    Ich sehe aber anderes. Nämlich, dass das Schlichtverfahren den am S21 Wahnsinn beteiligten Parteien einen vglw glimpflichen Weg aus der Misere bereiten kann. Das Schauspiel sehe ich bereits in vollem Gange: Die SPD wird wie immer zuerst weich, irgendwann dann die DB. Worauf Mappus den Schwarzen UmfallerPeter los ist. FDP bleibt bis übers Ende Hardcore S21. Motto wie stets: Mehr als 5% Zustimmer gewinnt das allemal.

    Alles andre ist denen eh wurscht, es geht immer nur um die nächste Wahl.

    Prognose: S21 ist noch vor Wahl BW beerdigt bzw auf St Nimmerlein verschoben

  • CC
    Claus Carstensen

    Ich schau mir die Schlichtungsrunden fast komplett an.

     

    Noch übler als die schwäbelnden Teilnehmer sind der Kefer, mit seiner penetranten Schmunzelei.

     

    Der nächste Terminh wird wohl so eone Art Make-it-or-Brake-it Punkt

     

    Wird das Staatsunternehmen endlich sämtliche Akten auf den Tisch legen? Wird Geissler Ernst machen und sie sanktionieren, wenn nicht?

  • OH
    O HA.. ... MEHR davon

    .. .Hey, ich würd gern viel mehr..von der Schlichtung in dieser lustigen "Form" lesen.

     

    ...Denn im Original ist das lang nicht so lustig...und etwas "quälender"..

     

    ...Also..: BITTE MEHR !

     

     

    P.S.: Die Schlichtung ist ja trotzdem auch inhaltlich gut!.. denn da ist alles überprüfbar..., also , eine große Herausforderung für unsere "Selbstdarsteller"..

  • PW
    Peter W

    Ich verstehe auch nicht, was der Schreiber mit diesem Artikel aussagen will. Die Materie ist sicherlich nicht einfach und auf beiden Seiten sitzen wahre Experten, der Materie und der Psychologie. Für wirklich Interessierte ein Genuss.

     

    Wobei ich zugeben muß, das der Rheinländer gegenüber dem Berliner oder Hamburger einen Vorteil hat. Er versteht, was der Schabe "schwätzt".

     

    Würden Ratssitzungen in dieser Offentheit dem Bürger zugänglich gemacht, dann hätte ich keine Angst um den Fortbestand der Demokratie!

  • N
    Normalo

    @Never!Land

     

    Demokratie ist auch, wenn das Volk über was abstimmt und dabei was ANDERES heraus kommt, als es IHNEN persönlich in den Kram passt. Das vergessen die Verfechter der direkten Demokratie so gerne: Ein Wahlsieg ist ein Wahlsieg, auch wenn er vornehmlich mit den Stimmen stumpfsinniger Gewohnheitswähler errungen wurde. Deren Stimmen zählen nämlich - gerade in einer funktionierenden Demokratie - leidergottseidank genauso viel wie die von erleuchteten "Besserwählern" wie Ihnen.

    Wenn Sie das als "für die Demokratie verloren" bezeichnen, outen Sie sich selbst als totalitär.

     

    @Markus M.:

    Er/Sie meint wahrscheinlich nicht die staatliche Umverteilung. Die ist prinzipiell gut und gerecht - weil ideologisch bestimmt und nicht (markt-)demokratisch. Er meint den privatwirtschaftlichen Geldfluss, also quasi, dass jedes Taxi mit Stern in Restdeutschland wieder ein paar tausend ins Ländle schmarotzte Euro bedeutet.

  • MM
    Markus M.

    @ Frau / Herr Never?Land

     

    haben Sie schonmal was vom Länderfinanzausgleich gehört. Denn dann haben Sie wahrscheinlich was missverstanden: BW ist Nettozahler.

     

    Oder gerne erklären Sie uns die Zusammenhänge gezielter Desinformation...

  • W
    Wolfgang

    Kasperletheater:

    "Seid's ihr noch alle da?"

     

    Stimmt, die Narren sind wieder los!

     

    Sonst gabs immer Kölner Karneval, jetzt haben wir

    Stuttgart 21!

     

    Nur bei Stuttgart21 kann man nicht mehr kräftig lachen.

  • AB
    Andi B.

    Wer die Schlichtung verfolgt hat, der weiß: das ist nicht nachgestellt, das sind Originalzitate. Unglaublich, aber wahr: so hat es sich zugetragen.

  • OK
    Oliver Kröger

    Häärlisch, dies gezänk!

     

    Ich verfolge die Schlichtung regelmässig und muss sagen: sehr gut getroffen!

     

    Diese amüsante Aufbereitung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, das es einfach zur Realität und zum Charakter einer Schlichtung/Mediation gehört, das es öfter mal sehr zähflüssig und für alle Beteiligten anstrengend abläuft. Von daher würde ich behaupten: Flüssiger und glatter wird es nicht gehen! Solange dem Zuschauer auch Inhalte im Detail vermittelt werden, nehme ich solch peripheres Gezänk gerne hin.

  • N
    never!Land

    Ich finde den Namen "Schlichtung" sehr angemessen, denn schlichter als die ohnehin schlichten Gemüter der Anwesenden scheint mir nur das Anliegen der Beteiligten: DIe Gemüter der Gegner abzukühlen, um anschließend mit S21 weiterzumachen, wie gehabt - egal wer die Wahl gewinnt. "Wir hätten's ja gern aufgehalten, aber leider geht's nicht" werden die Grünen behaupten, und es wird niemanden der bourgeoisen Massen sich erheben, sie werden schlicht und einfach fressen, was ihnen die Obrigkeit da nach diesem transparenten Verfahren, dass niemand von ihnen gesehen hat, weil sie schlicht Besseres zu tun hatten, da vorwirft.

    Diese Leute, die heute freimütig und stolz bekunden, nie gegen Nazis, Faschisten und deren Nachfolger auf die Straße gegangen zu sein, sie stattdessen gar gewählt zu haben (gerade Ba-Wü hat ja eine erstaunliche Geschichte von Nazihelden als Ministerpräsidenten), werden sich innerhalb kurzer Zeit wieder von der Straße verziehen und diese so schön demokratisch gefundene Entscheidung akzeptieren.

    Mappus' Kalkül wird wohl aufgehen und lange vor der Wahl wird der Protest verpuffen und die heutigen Demonstranten werden wieder schön ihr Kreuz bei der CDU machen: "Na, des hammer immer scho so g'macht".

     

    Süddeutschland ist für die Demokratie längst verloren. Failed States sozusagen, denen das Geld aus den anderen Bundesländern ihren heutigen Wohlstand verschafft haben.

  • SS
    Siggi Schwäbli

    Genial diese Transcript, obwohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur ächte Schwoba drüber lacha könnat.

    Deutschland ist wirklich nur noch ein Bananenstaat, wenn Leute wie #Gönner den Bürger vertreten. Ich schäme mich für sie.

    Der gesunde Menschenverstand ist ganz offensichtlich den Deutschen in Fachgremien - zumindest auf einer Seite vollkommen abhanden gekommen.

    Oder nennt man das Kognitive Dissonanz? (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz )

  • H
    Holger

    Ich find's gut! Sehr schön karikiert, nur den "Boris" müßte man noch "Borriss" schreiben, damit die Nordlichter die Aussprache verstehen ...

     

    @ Andrea und spätere: die Satire über das Wie stellt die Anhörung an sich ja nicht in Frage. Gemeinderats- und Landtagssitzungen laufen auch so ab, ohne daß man die Gremien in Frage stellt.

     

    @Borkenkäfer: sofort dafür! Hilfsweise Landtagswahl ...

  • B
    Branko

    Genau deswegen finden derartige Besprechungen ja immer unter dem Ausschluß der Öffenlichkeit statt.

     

    Damit niemand merkt, welch ein Kasperle-Theater da in Wahrheit ohne eine Diskussion von Sachargumenten auf vermeintlich ungleicher Augenhöhe über Milliarden Steuergelder auf Kosten Millionen von Bürgern 'entschieden' wird.

     

    Hauptsache ist, Anzug und Krawatte sitzen korrekt und es wird nachher nichts Anstössiges oder gar Verbindliches in Kameras gebrabbelt!

     

    Da halte ich den Vorschlag, den Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig letzten Dienstag in der Anstalt satirisch vorgelegt hat für extrem reizvoll und vielversprechend:

    Abschaffen der Wahlen. Stattdessen Einführung eines Losverfahrens.

    Denn schlimmer kann es doch nicht werden, oder?

    :-]

  • MM
    Markus M.

    Gut, hab ich gedacht die einschlägigen Polit-Propaganda-Talkshows gleich welcher Couleur wären niveaulos sehe ich mit Argwohn diese ... ich wills eigentlich garnicht Debatte nennen ... "Diskussionsrund".

     

    War allerspätestens die Schluchtenkäferdebatte schon vor ein Witz, so ist diese herumgeeiere nur noch lächerlich - egal ob Befürworter oder Gegner.

     

    Ganz eherlich, in dieser Runde ist nichts demokratisch geregelt, keine Struktur (außer man zählt Chaos hinzu) und zielgerichtet ist nur die Profilierung aller Beteiligten.

     

    Dann lieber langweilige Genehmigungs- und Gerichtsverfahren ... mit einer verpflichtenden stärkeren Bürgerbeteiligung, -einbindungs und informationspflicht. Wie die genau aussehen soll? vielleicht ein Schlichtungssauschuss ...

  • M
    magnutzlosegespräche

    und wie das lustig ist...wär gern dabei, ich glaub ich müsst die ganze zeit grinsen :) politik auf ganz hohen niveau!

  • A
    Andrea

    Diese Schlichtung ist eine Sternstunde der öffentlichen und transparenten Meinungsbildung. Der interessierte Laie und Bürger hat noch nie eine derartige Gelegenheit gehabt sich umfassend zu informieren. Darüberhinaus ist es eine Warnung an alle Populisten, die mit einfachen Parolen Stimmung machen.

    Ob nun eine unmittelbare Bürgerbefragung erfolgt oder nicht, Der Bürger und sein Informationsrecht sind enorm aufgewertet worden.

  • B
    Borkenkäfer

    Wieso lassen wir diesen Herren schlichten, wenn wir ganz einfach einen Volks bzw. Bürgerentscheid machen könnten? Und kommt mir nicht mit der Geld-Keule. Demokratie kostet nun mal etwas. Freue mich schon, wenn das kpnftig im Netz gemacht werden darf.

  • A
    A.N.

    Hä, hab ich was nicht verstanden. Soll das Satire sein? Argumente sind doch gar nicht vorgekommen. Im Endeffekt nur normale Diskussionsanteile. Dann noch nichtmal ins Hochdeutsch übersetzt? Witzig isses jedenfalls nicht.