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taz-Community über Klimakoalitionen„Keine Zeit für Experimente“

Welche wäre die beste Regierungskoalition für den Klimaschutz? taz-LeserInnen schreiben über ihre Wunschkoalitionen zur Klimawahl.

Läuft sich schneller mit einer fähigen Regierungskoalition: der lange Weg zum Klimaschutz Foto: Helmut Meyer zur Capellen/imageBROKER/imago

Die Bundestagswahl ist Klimawahl – die nächste Regierung wird wegweisende Entscheidungen fürs Klima treffen müssen. Aber welche Parteien sind dafür am besten geeignet? Auf unserem Instagram-Kanal zur Klimakrise haben wir unsere Community gefragt: „Welche Parteien wären die beste Koalition für den Klimaschutz?“

Das Ergebnis war in weiten Teilen eindeutig: Grüne und Linke, oder Linke und Grüne, sollen gemeinsam eine Klimaschutzkoalition eingehen (mit der Anmerkung einiger, dass die SPD mit dazugenommen werden müsste, um eine zahlenmäßige Mehrheit zu erhalten).

Aber es gab auch andere Stimmen. Kleinere Parteien wie die Klimaliste, ÖDP oder Volt hätten anspruchsvollere Programme, schreiben einige. Für den Klimaschutz sei eine breite gesellschaftliche Koalition wichtig, schreiben andere und wünschen sich Koalitionen, bei denen Union oder FDP dabei sind.

„Welche Parteien wären die beste Koalition für den Klimaschutz?“

Grün-Links. Ich fände rein aus Sicht der Klimapolitik eine Koalition aus den Grünen mit der Linken am besten. Die Grünen haben einfach die meiste und umfassendste Expertise auf diesem Feld, durch die Linke wäre gewährleistet, dass auch sozial alle mitgenommen werden. Die Wahlprogramme der beiden Parteien kommen den Pariser Klimazielen am nächsten. Bei der Linken vermisse ich manchmal die Ausgewogenheit der Maßnahmen, ohne die Unternehmen wird es nicht gelingen, klimaneutral zu werden.

Anno B., 27, Student

Philipp Brüning-Sudhoff Foto: privat

Schwarz-Grün-Gelb. Die nächste Legislaturperiode wird für den Klimaschutz entscheidend sein, Zeit für romantische Experimente bleibt nicht. Die klimapolitische Motivation der Grünen reicht nicht aus, um eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir benötigen Innovationswillen und die Effizienz marktwirtschaftlicher Steuerungsmechanismen. Zugleich ist es notwendig, die ganze Bevölkerung einzubinden und wirtschaftlich im Sattel zu bleiben, um Widersachern keine Argumentationshilfe zu bieten. Eine Koalition aus Union, Grünen und FDP wäre deshalb ideal.

Philipp Brüning-Sudhoff, 28, Restrukturierungsberater

Grün-Links. Die zwei großen Parteien, die den Klimaschutz entscheidend voranbringen wollen, sind aus meiner Sicht die Grünen und die Linke. Ihre Ziele im Bereich Klimaschutz sind nicht überall ausreichend – aber gehen zumindest in die richtige Richtung. Mir ist es besonders wichtig, dass die klimapolitischen Maßnahmen ebenfalls sozial gerecht ergriffen werden, also keineswegs auf Kosten von Geringverdiener*innen. Dafür hat die Linke, denke ich, ein gutes Gespür und sorgt dafür, dass Soziales nicht zu kurz kommt.

Simone H., 18, Abiturientin

Rot-Grün-Rot. Vergleichen wir die Wahlsprechen der größeren Parteien mit den Zukunftsszenarien im IPCC-Bericht, so wird klar, dass CDU, FDP und AFD die Klimakrise nicht ansatzweise begriffen haben. Die einzige zahlenmäßig realistische Koalition, bei der uns Hoffnung bleibt, dass Deutschland die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten kann, ist die von SPD, Grünen und Linken. Dabei ist aber fraglich, ob die Koalition den notwendigen grundlegenden Wandel einleiten und zulassen würde. Ansonsten bleibt uns nur, selber für Klimagerechtigkeit aktiv zu werden und auf die Straße zu gehen.

Lukas, 25, Xenia, 24, und Piet, 25, bloggen beim Klima-Blog LettersForEarth

Ronja V Foto: privat

Grüne-ÖDP. Für eine ideale Klimaschutz-Koalition müssten die Grünen mit einer Partei zusammenarbeiten, die Klimaschutz abseits eines „Greenwashings“ betreibt. Nur die ÖDP verfolgt konsequent das 1,5-Grad-Ziel von Paris, indem sie wachstumskritisch betont, dass es auf einer begrenzten Erde kein grenzenloses Wirtschaftswachstum geben kann. Außerdem agiert sie unabhängig von Firmen- und Konzernspenden und fördert internationalen Emissionshandel sowie ressourcenschonende und faire Produktionsweisen.

Ronja V., 30, Studentin

Nils Wolters Foto: privat

Links-Grün. Ich denke, dass die Linke das beste Programm zum Klimaschutz liefert, weil sie als einzige größere Partei versucht, die Krise sozial gerecht zu bekämpfen und so vor allem die ärmere Bevölkerung entlastet. Die Grünen würden sich da als Koalitionspartner anbieten, auch wenn ich deren Programm im Vergleich zur Linken nicht als ambitioniert genug empfinde, doch das könnte durch die Ziele der Linken ausgeglichen werden.

Nils Wolters, 29, Student

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5 Kommentare

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  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Blöd an einer Demokratie ist halt, das schmerzhafte Veränderungen der verursachenden Partei nach vier Jahren das Mandat kosten wird.

    Und das dürfte jedem in allen Parteien bekannt sein!

    Von daher geht es nur mit allen Bürgern oder gar nicht!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Daraus folgt das nichts essentielles passieren wird. Wir nutzen unsere Chance des 'Change by Design' nicht, weil er schmerzhaft ist, wohlwissend dass uns dann ein 'Change by desaster' ereilen wird, der nicht nur schmerzhafte Veränderungen sondern auch massive körperliche Schmerzen und das Ende der Zivilisation wie wir sie kennen hervorrufen wird.



      Aber auf der Titanic wurde ja auch weiter getanzt bis das Wasser buchstäblich an den Lippen stand und dann ist man halt ersoffen. Der Unterschied zur Titanic ist der, dass diejenigen die weiter tanzen nicht die sind die am Ende ersaufen werden sondern deren Kinder und Enkel.

      • 0G
        02854 (Profil gelöscht)
        @Ressourci:

        Ja, und vorallem weil für ein paar doch noch Rettungsboote da sind. Hauptsächlich für die Wohlhabenden. Der Pöbel aus der 3. Klasse kann untergehen.

  • Wir brauchen keine Experimente, denn dies würde voraussetzen dass wir erst einmal das Problem untersuchen un d verstehen müssen.



    Es mangelt abr nicht an Wissen und Bewusstsein sondern am Handeln! Was wir tun mössten ist klar und offensichtlich, wir wollen es aber nicht tun, denn dann müssten wir unsere Wirtschaftsweise und unseren Lebensstil massiv verändern!



    Diese Erkenntnis schlägt sich aber in keinem Wahlprogramm nieder, über all nur 'Wasch mich aber mach mir den Pelz nicht nass!'



    Die Grünen entblöden sich nicht den Menschen vorzugaukeln sie müssten sich nicht ändern - 'Gute Klimapolitik ohne individuellen Verzicht - damit wirbt Grünen-Co-Chef Habeck bei tagesschau24 für die Wahlvorhaben seiner Partei.' Diese Aussage zeigt wie wenig die Grünen verstanden haben was die Uhr geschlagen und gibt auch einen Einblick in die Logik eines Herrn Habeck. Niemand muss individuel auf etwas verzichten, damit muss aber auch die Gesellschaft als ganzes nirgendwo verzichten - wie kommt dann bitte die erforderliche Veränderung zustande? indem wir weiter ohne Sinn und Verstand konsumieren?



    Die Linke ist bei dem Thema auch nicht besser aufgestellt, denn es müssen alle verzichten. Dies soll sozial gerecht erfolgen aber auch die Geringverdiener müssen ihren Lebensstil ändern denn auch sie verursachen mehr Treibhausgasemissionen als ihnen zustehen (2 t pro Kopf und Jahr), die Wohlhabenderen müssen aber einen wesentlich größeren Beitrag leisten, denn ihr Fußabdruck ist wesentlich größer.



    Die Positionen der anderen großen Parteien sind noch unzureichender, denn hier geht Wirtschaftswachstum über alles. Frei nach der FDP 'Wirtschaftswachstum first, Erhalt der Menschheit second!'



    Daher ist es gleichgültig welche Koalition am Ende gebildet wird, die für das erreichen der Klimaziele und eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Veränderungen wird es nicht geben.



    Es muss also niemand Angst vor Experimenten und schmerzhaften Veränderungen haben!

  • Genau: wir müssen so experimentell sein, dass wir dafür überhaupt keine Zeit haben!