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taz🐾lage

Abends bleibt das Telefon jetzt still

Was ich nach der Seitenwende vermissen werde? Den allabendlichen Anruf in der Druckerei Beig & Co. in Pinneberg. „Hab mir gedacht, dass du das bist, so spät wie es wieder ist“, pflegt Ute zu schelten. Nur um dann gelassen weiterzuplaudern.

Neulich haben wir die Druckerei besucht. Für uns Zeitungsleute ist das immer ein ehrfürchtiger Moment. Wir sahen, wie die Drucker die Farben nachjustieren, immer wieder Prüfdrucke machen, bis alles passt. Wie sie riesige Papierrollen aus nachhaltiger Produktion einspannen, die die Druckerei extra für die taz lagert. Und wie sich Zigtausende taz-Exemplare auf einer achterbahnartigen Schiene durch die Halle schlängeln – bis am Ende alles für den Transport bereitsteht.

Vor allem aber besuchten wir Ute in der „Plattenküche“. Dort belichtet sie die Druckplatten mit einer lasergesteuerten Maschine, millimetergenau, damit die vier Farben am Ende ein scharfes, buntes Bild ergeben. Seit 36 Jahren macht sie das schon. Den Renteneintritt hat sie verpasst – sie machte einfach weiter.

Ihre Augen hinter dem roten Brillengestell sind immer noch superkritisch. Gibt sie ihr Okay, wissen wir, dass alles stimmt. Und wenn ihr etwas seltsam vorkommt, fragt sie lieber einmal zu viel: Soll der Weißraum wirklich so groß sein? Da ragt noch eine Linie in den Text! Habt ihr gemerkt, dass das Datum falsch ist? Wie oft hat sie uns damit gerettet!

Nur wenn Ute behauptet, sie habe schon alle Texte gelesen, fünf Minuten nachdem wir die letzte Seite geschickt haben – dann wissen wir, dass sie flunkert.

Jan Kahlcke ist Redaktionsleiter der taz nord.

Druckschluss

Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und einer Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten Werktagstaz erinnernswert scheint: Ein wenig Holz also noch bis zum 17. ­Oktober, alle Zukunftsinfos unter: taz.de/­seitenwende

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