Gewappnet für den Blackout: Licht aus, Dose auf
Nudeln, Klopapier, Konserven: Wer beim Wort „Vorrat“ nur an Prepper denkt, irrt. Denn ein bisschen Hamstern hilft bei geopolitischen wie persönlichen Krisen.

U nd schon waren die Klopapierregale leer. Auch Nudeln, Reis, Konserven, Mineralwasser stapelten die Leute hektisch in ihre Einkaufswagen. Nein, das sind keine Erinnerungen an die ersten Tage der Coronapandemie in Deutschland vor fünf Jahren. Sondern das ist Realität in Spanien, nachdem im gesamten Land am Montagmittag die Lichter ausgegangen waren. Der Blackout sorgte nicht nur für Staus, Rettungsaktionen aus U-Bahnschächten, Aufzügen und in Krankenhäusern, sondern vor allem für Panik und Ängste – und eben für Hamsterkäufe.
Damit zeigte der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel einmal mehr, wie abhängig wir von Systemen sind, auf die wir uns ganz selbstverständlich jeden Tag verlassen: Strom fließt, Wasser auch, das Handynetz funktioniert an fast jeder Milchkanne, im Supermarkt kann man bis 22 Uhr Eis und Sushi kaufen. Unser Leben funktioniert, weil die dafür nötige Infrastruktur intakt ist. Aber sie ist eben empfindlich. Und das nicht erst, wenn Sabotage oder ein Krieg drohen.
Allein schon ein seltenes Wetterphänomen oder Fehlentscheidungen können dafür sorgen, dass die Infrastruktur und damit der gewohnte Fluss des Lebens zusammenbrechen. Beides wird in Spanien am Dienstagnachmittag als mögliche Ursache untersucht.
Aber man muss einem solchen Ereignis nicht komplett ausgeliefert sein, man kann sich vorbereiten, indem man Vorräte anlegt. Das ist nicht erst für eine Katastrophe sinnvoll, sondern schon dann, wenn man mal nicht raus kann: Migräneanfall, Unwetter, Coronapandemie. Gerade für Alleinlebende kann ein kleiner Notfundus schneller notwendig sein, als einem lieb ist.
Vorräte anzulegen, geht ganz leicht und ohne gleich in den Verruf zu geraten, rechten Spinnern oder Preppern anzugehören. Früher, in Zeiten von Lebensmittelknappheit, weniger Kühlmöglichkeiten und weiterer Wege, war das Anlegen von Lebensmittelvorräten übrigens so normal wie heute den Lieferservice anzurufen.
In Bewältigungsstrategien weit voraus sind auch Menschen im globalen Süden, für die Stromausfälle zum Alltag gehören. In Syrien, Afghanistan, Libanon, seit Kriegsbeginn in der Ukraine und anderswo leben die Menschen damit, dass der Strom mitunter nur wenige Stunden am Tag fließt – und haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt Solarpaneele auf ihre Dächer gebaut. Damit kann auch die Klimaanlage angeschmissen werden, wenn es zu heiß wird. Das kann lebenswichtig für Ältere, Kranke, Kinder werden, die Hitze schlechter vertragen.
Das Hamster-Einmaleins
Und was hortet man nun? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erklärt das auf seiner Startseite: haltbare Lebensmittel wie Nüsse, Trockenfrüchte, Zwieback, Müsliriegel, Konserven. Und auch Kerzen, Batterien, Powerbanks, um den Stromausfall zu kompensieren. Wer eine Solaranlage hat, ist fein raus (und wer nicht, überlegt vielleicht, ob Noch-Energieminister Robert Habeck nicht vielleicht doch recht hatte).
Und wie viele Pakete Knäckebrot, Reiswaffeln und Fischbüchsen sollte man zu Hause haben? Ganz einfach: So viele, wie man selbst für drei Tage braucht. Bei Wasser wird es dagegen komplizierter, denn das braucht man nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Zähneputzen und Waschen, ebenso für die Toilettenspülung. Das BBK rechnet pro Tag mit etwa 1,5 bis 2 Litern Flüssigkeit für jeden Erwachsenen im Haus, für Kinder etwas weniger. Will man kochen (mit einem Campingkocher), sollte es ein halber Liter mehr sein, das Ganze am besten in Glasflaschen gehortet.
Und wo packe ich all das Zeug hin? Gute Frage, nächste Frage. Wie sagte kürzlich ein Familienvater? „Allein für den Wasservorrat müsste ich ein Kinderzimmer freiräumen.“
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