streit, plakate, slogans etc.: Die Verbesserung von Deutschland
Das Spendenplakat für das Holocaust-Mahnmal wurde abgehängt
Jetzt also „Zukunft braucht Erinnerung“. Statt der Provokation aus der Disziplin der Produktwerbung nun der Schmus der Politikwerbung. Das Spendenplakat für das Holocaust-Mahnmal in Berlin wurde am Freitag abgehängt. Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas, beugte sich dem Protest von Paul Spiegel, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Es soll keine Missverständnisse mehr geben um das Zitat „Den Holocaust hat es nie gegeben“. Der Text, der das Zitat in den richtigen Kontext stellen sollte und sagte, es gebe immer noch viele Leute, die das sagten, wurde von Neonazis mit der Ergänzung „wir erklären Ihnen gerne, warum“ versehen. Doch „Zukunft braucht Erinnerung“ gilt auch für Leute, die Hitlers Geburtstag feiern.
Nein, das ursprüngliche Plakat, es war nicht richtig gelungen. Aber eine Instrumentalisierung des Holocaust darin zu sehen, fällt schwer. Es sei denn, sie läge eben schon im Weltverbesserungsbedürfnis der Lea Rosh. Aber fragwürdig ist dann bereits das Denkmals selbst. Hochfahrende Pädagogik muss schon im Spiel sein, wenn das Land der Täter sich eine Erinnerungsstätte schafft, zur Mahnung und Erinnerung an seine schwere Schuld. Um diesen Umstand wurde denn auch viel gestritten, in den langen Jahren, in denen das Projekt auf den Weg gebracht wurde. Am Ende war man sich aber einig, dass „ein selbstbewusstes und demokratisches Deutschland“, wie es auf der Website des Fördervereins heißt, fähig sei, ein symbolisches Bauwerk zu schaffen, dessen Aussage über pietätvolles Mahnen hinausreicht.
Dass freilich die Mission, der vermeintlich alles erlaubt ist, beim Spendenplakat wieder zum Vorschein kam, muss nicht wundern. So glatt, wie sich die in melancholisches Blau eingefärbte Website „Zukunft braucht Erinnerung“ jetzt gibt, kann das Projekt nicht abgewickelt werden. Jetzt allerdings wird es abgewickelt, gleichgültig ob das von Lea Rosh geforderte finanzielle Engagement der Zivilgesellschaft erfolgt, das, wie man ihr bedeutet hat, eh nur stört. Das sagt der neue schale Slogan.
BRIGITTE WERNEBURG
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