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sonntag in bremen„Der Anschlag nach dem Anschlag“

Ruben Reid

30, ist seit 2018 beim Bremer Bündnis „Kein Schlussstrich“ aktiv.

Interview Jasmin Koepper

taz: Herr Reid, warum ist es wichtig an die Opfer des NSU zu erinnern?

Ruben Reid: Es geht um die Probleme der gesamten deutschen Gesellschaft, die diese Taten möglich macht. Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt werden heute nicht anders behandelt als vor 20 Jahren. Die Forderungen der Hinterbliebenen nach Aufklärung und angemessenem Gedenken werden nicht erfüllt. Es findet eine Entmenschlichung der Opfer statt.

Wer ist Süleyman Taşköprü?

Er ist 1970 in der Türkei geboren und mit 11 Jahren nach Deutschland gekommen. In Hamburg-Altona ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen. In der Schützenstraße hat er einen Gemüseladen mitbetrieben und war ein Teil der Altonaer Community.

Was passiert bei der Kundgebung?

Am Anfang erklären wir, was der NSU-Komplex ist und warum es uns als Bündnis gibt. Je länger das her ist, desto mehr geht auch das Wissen zurück, gerade bei jungen weißen Menschen. Dann erinnern wir an den Ermordeten und erzählen, wie die Familie nach dem Mord behandelt wurde.

Wie wurde die Familie behandelt?

Der Vater hat gesagt, dass er unmittelbar nach dem Mord zwei weiße Männer gesehen hat. Aber die Polizei hat ihm nicht geglaubt und stattdessen gegen das Umfeld der Familie ermittelt. Viele Angehörige nennen das auch den Anschlag nach dem Anschlag, wenn der Rassismus die Betroffenen ein zweites Mal trifft.

Gedenkkundgebung:20. Jahrestag des NSU-Mordes an Süleyman Taşköprü, 12 Uhr, Fähranleger Sielwallfähre (Osterdeich)

Was fordert Ihr Bündnis?

Die Forderungen der Angehörigen nach Aufklärung und Gedenken müssen erfüllt werden. Das Problem ist das Desinteresse der weißen Gesellschaft. Und wir fordern die Abschaffung des Verfassungsschutzes, der den rechten Terror geleugnet hat und bis heute verharmlost. Im Umfeld des NSU waren über 40 V-Leute aktiv, die teilweise vor Strafverfolgung geschützt wurden.

Wer steht hinter dem Bündnis?

Wir kommen aus unterschiedlichen politischen Zusammenhängen oder sind als engagierte Einzelpersonen aktiv.

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