schnittplatz: Ein kleiner Schubs
Rudolf Scharping war ein leichtes Opfer. Eigentlich fand kaum noch jemand, er sei eine Zierde für die Regierung. Er stand ziemlich dicht am Abgrund. Nur der Anlass, ihn endgültig hinunterzustoßen, der fehlte bislang – und jemand, der das tun würde. Thomas Osterkorn, Chefredakteur des wöchentlichen Magazins Stern, das mit den tollen Fotos, hat das nun in die Hand genommen. Der Stern hatte in letzter Zeit ein paar Probleme. Da war diese „Enthüllungsgeschichte“ über das CSU-Blatt Bayernkurier. Und, herrjemine, der Spiegel hatte im ersten Quartal 2002 auch noch eine höhere Auflage als der Stern. Die Rüge des Presserats wegen der Bayernkurier-Geschichte war auch nicht angenehm. Immerhin: Osterkorn hatte handwerkliche Fehler eingeräumt. Und jetzt schreibt er: „Zur journalistischen Sorgfaltspflicht gehört es, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen […] Beides haben wir getan.“ – Man weiß ja, was passieren kann, wenn man handwerkliche Fehler macht. Süddeutscher Zeitung und Bild, die am Montag über Scharpings verwickelte Beziehung zu dem PR-Berater Moritz Hunzinger berichtet hatten, unterstellt er indirekt, sie hätten sich von den beiden instrumentalisieren lassen. Was folgt daraus? Richtig! Dem Stern ist Scharpings Sturz zu verdanken, was Osterkorn im Editorial schon mal vorab gebührend würdigte. Na ja, ist vielleicht auch nötig, wenn man selbst gar nicht mal so weit vom Abgrund entfernt steht. HEIKO DILK
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