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sarrazin poltertTräumerei und Wunschdenken

Nein, Finanzsenator Thilo Sarrazin wird es seinem SPD-Parteifreund und Ressortkollegen auf Bundesebene, Hans Eichel, nicht gleichmachen können: Popularität wird er als oberste Sparer der Stadt nicht gewinnen – dafür ist sein Auftreten zu ruppig, um es vorsichtig zu sagen. Von einem „saumäßigen Kommunikationsstil“ spricht der Landessportbund, und im Vergleich zu dem, was man in den Verwaltungen hinter vorgehaltener Hand hört, ist das noch dezent formuliert.

Kommentar vonPHILIPP GESSLER

Nun kann man zu Recht fragen: Welcher Finanzsenator ist schon beliebt? Wer einen „Schuldenmoloch“, wie es die zurückhaltende Deutsche Presse-Agentur nennt, zu verwalten hat, kann schon qua Amt nicht besonders freundlich sein. Vielleicht geht Sarrazin ja auch nach der Devise der Könige: Die Untertanen müssen mich nicht lieben, solange sie mich fürchten.

Das aber ist nur die Hälfte der Wahrheit: Das Gepolter Sarrazins verprellt die Leute, mit denen er auf Gedeih und Verderb zu einer Einigung kommen muss. Hinzu kommt, dass er Vorschläge macht, von denen er selbst weiß, dass sie nie durchzusetzen sind. Die Sozialhilfe über eine Bundesratsinitiative zu verändern, damit Berlin weniger zahlen muss: Wunschdenken. Mal kurz aus den Hochschulverträgen aussteigen: Rechtsbruch. Die Gehälter der öffentlich Bediensteten um 10 Prozent kürzen: Träumerei.

Die Ideen und das Verhalten Sarrazins deuten auf einen Realitätsverlust, vielleicht sogar Größenwahn hin, mit denen er scheitern wird. Politik ist das empfindliche Zusammenspiel gesellschaftlicher Kräfte. Unüberlegte Kraftmeierei führt zu nichts.

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