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Jürgen Klopp möchte offensichtlich zum Imagebeauftragten im RB-Fußballkonzern reifen

The Normal One hat gesprochen, also zum ersten Mal über sein künftiges Engagement bei RB Leipzig. Jürgen Klopp machte das im Kroos’schen Podcast „Einfach mal Luppen“. Klopp, der alte Menschenfänger, sprach in seiner typisch gewinnenden Art, und er sagte Sätze, die jene Aggressionen, die seit Bekanntgabe seines neuen Jobs wild durchs Netz wabern, konterkarierten. Kurz: Der clevere Klopp nahm den Ball der sich echauffierenden Fans in Dortmund oder Mainz, die Pille, die sie mit Schmackes in seine Richtung gebolzt hatten, nicht auf, sondern stoppte sie, machte sie unter seiner Sohle fest.

Nun, er habe halt nicht wieder Vereinstrainer werden wollen, plauderte er unbefangen, und da er nicht viel mehr als Fußball könne, sei das Angebot von RB für ihn „überragend“ gewesen. Sonderlich kritisch habe er sich mit dem RB-Universum nie auseinandergesetzt und nun sei er eben im Herbst seiner Karriere beim Brausekonzern gelandet, um Anwalt der Spieler und der diversen RB-Trainer zu sein. So what. Gleichwohl wolle er denen, also den Trainern, nicht „reinquatschen“, weil das „doof“ sei. Geht’s noch schnoddriger? Jürgen Klopp möchte also ab Januar wieder als Menschenfreund in Reinform wahrgenommen werden. Und im Podcast deutete er schon an, dass deswegen aus The Normal One nun The Total Normal One werden wird.

Dass dieser Klopp einer von „uns“, einer von der Basis gewesen ist, war schon immer eine hübsche Legende, eine Imageerzählung, die ja in den vergangenen Wochen ursächlich dazu führte, dass der fußballeske Volkstribun ein wenig sein Volk verlor. Letzteres schäumte und geiferte in tiefer Enttäuschung. Wie konnte unser Kloppo nur zu den bösen Brauseballern gehen, zum Retortenklub? Haben wir uns alle in ihm geirrt? Ist dieser unser Kloppo auch nur ein kommerzfixierter Fußballmensch, ein Geldhai ohne Grundsätze?

Jürgen Klopp hat es immer verstanden, die richtigen Türen zu öffnen und Umwege zu meiden. In der Fußballwelt, in diesem speziellen Biotop, hat er die große Bühne nicht nur genutzt, um etliche Titel zu gewinnen, sondern als sympathischster Profitrainer in die Geschichte des Sports einzugehen. Das gelingt den Wenigsten. Bei den meisten blitzt der Ehrgeiz unschön durch, die Großmannssucht, die Eitelkeit oder ein Ego, das unförmig groß ist.

Dass Klopp auch weiterhin kumpelig-zugewandt bleiben will, hat er nun unterstrichen. Und irgendwann werden es ihm auch seine enttäuschten Fans verzeihen, dass er die „Seiten gewechselt“ hat. The Total Normal One könnte weiter zur Normalisierung der Ansichten über das RB-Projekt beitragen. So gesehen ist den RB-Leuten ein echter Transfer-Coup gelungen. Klopp sollte künftig viel stärker nach außen als nach innen wirken, als echter Markenbotschafter. Markus Völker

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