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portraitEnde einer Dienstreise

Nach nicht einmal einem Jahr ist Schluss. Hansjörg Haber, EU-Botschafter in Ankara und damit höchster Repräsentant der Union in der Türkei, hat gestern seinen Rücktritt ankündigen lassen. Die Sprecherin seiner Chefin, der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini, wollte offi­ziell keine Gründe angeben. Inoffiziell heißt es, Habers Verhältnis zur türkischen Regierung sei unrettbar zerrüttet.

Das ist seit einem Monat offensichtlich. Da wurde Haber ins türkische Außenministerium zitiert und wegen Beleidigung des türkischen Volks gerügt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hatte Haber vor Journalisten gesagt, die Türkei sei in die Verhandlungen um die Aufhebung der Visapflicht „Wie ein Deutscher gestartet und wie ein Türke gelandet“ – eine Umkehrung des türkischen Sprichwortes „Wie ein Türke gestartet und wie ein Deutscher gelandet“, das bedeutet: mit heißen Herzen an eine Aufgabe herangehen und sie mit Präzision und kühlem Kopf zu Ende bringen.

Dass Ankara so empfindlich auf die harmlose Bemerkung reagiert, zeigt, wie groß der Frust über Europa in der Türkei ist. Im Rahmen des Flüchtlingsabkommens sollten türkische Staatsbürger endlich ohne Visa in die EU reisen können – aber es gab Streit darüber, ob das Land die dafür notwendigen Kriterien erfüllt. Erst gestern bekräftige Ministerpräsident Binali Yıldırım, er denke gar nicht daran, die Antiterrorgesetze im Sinne der EU zu ändern.

Eigentlich hätte Haber der Fauxpas, öffentlich zu sagen, was er insgeheim denkt, nicht passieren dürfen. Der 1953 Geborene, der mit der Exdiplomatin und heutigen Staatssekretärin im Innenministerium Emily Haber verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist ein ausgesprochen erfahrener Diplomat und hat bei anderen heiklen Einsätzen viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Neben mehreren Statio­nen als deutscher Botschafter im Nahen Osten hat er für die EU die Waffenstillstandskommission nach dem georgisch-russischen Krieg geleitet. Dazu hatte ihn die damalige Außenbeauftragte Javiar Solana berufen, weil Haber „so geschickt, besonnen und erfahren ist“. Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat das offenbar nicht gereicht.

Jürgen Gottschlich

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