polittalk über rot-rot: Fehlende Antworten
Zappen hilft
Es sind noch nicht ganz die Völker der Welt, über mangelnde TV-Präsenz kann sich Berlin dieser Tage aber nicht beklagen. Der Personalbedarf sonntäglichen Polittalks dürfte demnächst der Klon-Debatte neue Nahrung verschaffen, einstweilen mussten sich die hohen Herren wieder mal aufteilen: „Droht Rot-Rot – ein Signal nicht nur für Berlin“ titelte in latent verstocktem Konservatismus „Sabine Christiansen“ (ARD).
Erich Böhme gefiel sich parellel bei n-tv ausnahmsweise einmal moderater („Berlin-Krise: Kommt die PDS an die Macht?“) und bot auch noch die spannenderen Menschen auf: Gregor Gysi saß zur Rechten des Rotsocken-Erfinders Peter Hintze, den Böhme mit leichtem Unterton die ganze Sendung über als „Pastor Hintze“ ansprach, dazu kamen noch der Berliner SPD-Chef Peter Strieder und ein in fast Boenischer Grandezza altersmilder Arnulf Baring.
Im Öffentlich-Rechtlichen saßen die amtlichen Protagonisten von Diepgen bis Wowereit – und konnten vor lauter Diplomatie kaum reden: Mediale Demokratie schön und gut, Hinterzimmerkungelei vor laufender Kamera ist selbst in Berlin (noch) nicht comme il faut. Und weil bei „Christiansen“ immer einer eingeladen wird, der rein gar nichts erhellendes zum Thema beizutragen hat, saß da als CDU-Vertreter Thüringens Landesvater Bernhard Vogel.
Und so ergab sich des Häufigeren die absurde Situation, dass bei „Christiansen“ aufgeworfene Fragen bei Böhme beantwortet wurden, während der Regierende von den außergewöhnlichen Belastungen Berlins schwafelte und in Sachen Bankenkrach natürlich von wenig gewusst haben wollte.
Vielleicht sollte die CDU da lieber mit dem Pastor in die Neuwahlen ziehen.
STEFFEN GRIMBERG
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