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petition der wocheOvaherero und Nama wollen Reparationen – und mitreden

Anlass der Petition Das Aussöhnungsabkommen zwischen Namibia und Deutschland

Das wollen die Initiator*innen Umfassende Entschädigungszahlungen für die Völkermorde

Das wollen sie nichtDass Deutschland so leicht davonkommt

Hunderte protestierten, kletterten über die Zäune in den Garten des namibischen Parlaments und brüllten ihren Zorn heraus. Drinnen, im sogenannten Tintenpalast, tagten ihre Volks­ver­tre­te­r*in­nen – und hätten an jenem Septembertag eigentlich über ein hoch umstrittenes Dokument, abstimmen sollen: das Aussöhnungsabkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht Deutschland. Das Papier sieht unter anderem vor, dass die Bundesrepublik für den Völkermord an den Gruppen der Ovaherero und Nama um Vergebung bittet.

Es war ein Konflikt mit Ansage. Denn die Nachfahren der Opfer sehen sich von den Gesprächen ausgeschlossen. „Die deutsche Regierung will 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre an die namibische Regierung zahlen und nicht an uns, die Nachkommen der Opfer, die bei den Verhandlungen außen vor gelassen wurden“, heißt es in einer Petition von Vertreterorganisationen der Betroffenen. Die Ovaherero Traditional Authority (OTA) und die Nama Traditional Leaders Association (NTLA) repräsentieren laut eigenen Angaben 90 Prozent der Nama und Ovaherero.

Namibia und die Bundesrepublik hatten lange verhandelt, bis sie in diesem Jahr eine gemeinsame Erklärung vorlegten, nach der Deutschland die genannten 1,1 Milliarden Wiederaufbauhilfen zahlt. Doch den Betroffenen reicht das nicht aus, ihr Zorn über die Erklärung ist groß. So plädieren nun auch die In­i­ta­to­r*in­nen der Petition an Po­li­ti­ke­r*in­nen wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, das Abkommen in dieser Art abzusagen – denn die Ak­ti­vis­t*in­nen betrachten es „als PR-Coup Deutschlands und als einen Akt des Verrats der namibischen Regierung“.

Zu den In­itia­to­r*in­nen zählt die namibische Nama-Aktivistin Sima Luipert von der NTLA, die kürzlich zu einer Pressekonferenz in der Berliner Wilhelmstraße angereist war. Also an den Ort, wo vor fast 140 Jahren europäische Staaten Afrika unter sich aufteilten und das damalige Deutsche Reich sich seinen Anteil am Kontinent sicherte – auf dem die Kolonialmacht schließlich den Genozid an Ovaherero und Nama beging. „Und nun hat die derzeitige deutsche Regierung mit unserer eigenen namibischen Regierung schon wieder entschieden, sich ohne unsere Zustimmung in unser Leben einzumischen“, sagte Luipert in Berlin.

Sie und ihre Mit­strei­te­r*in­nen fordern, in Verhandlungen einbezogen zu werden, außerdem eine umfassende Entschuldigung von der Bundesrepublik und auch mehr Geld. „1,1 Milliarden Euro entschädigen nicht mal für das Land, dass wir verloren haben“, sagte Luipert. Die Kri­ti­ke­r*in­nen der gemeinsamen Erklärung zwischen Deutschland und Namibia wollen Reparationen für die Ver­tre­te­r*in­nen der Opfernachkommen. „Wir fragen nicht nach etwas, das uns nicht zusteht. Wir sagen: Gebt uns zurück, was uns gehört“, erklärte die Aktivistin.

Doch das derzeitige Abkommen vermeidet das Wort „Reparationen“, rechtliche Ansprüche auf Entschädigung sollen sich aus der Erklärung nicht ableiten lassen. Die Ak­ti­vis­t*in­nen hingegen pochen darauf, dass die Bundesrepublik ihre „Verantwortung für den Völkermord auch nach internationalem Recht wahrnimmt“. Bis Redaktionsschluss hatten 13.639 Menschen die Petition auf der Website change.org unterschrieben.

Und das namibische Parlament in Windhoek? Das kam bis heute nicht weiter: Das Abkommen mit Deutschland harrt bis heute seiner Ratifizierung. Eva Oer

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