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neuer bahnhofsnameDorf schlägt Metropole

Wir sind enttäuscht. „Berlin Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof“. Wo ist da das Metropolige, das Stadtentwicklungs- und Verkehrssenator Strieder so oft einfordert? Gerade mal 33 Buchstaben. Und das soll lang sein? Strieder, der gerne bei seinen Sozi-Kollegen in London vorbei schaut, hätte sich von dort nur ein bisschen westwärts nach Wales orientieren müssen, hin zum Dorf mit dem weltlängsten Bahnhofsnamen: „Die Sankt-Marien-Kirche im Tal des weißen Haselnussstrauchs in der Nähe der Flussschnelle und der Kirche des Sankt Tysilio von der roten Höhle“

Kommentar von STEFAN ALBERTI

58 Buchstaben sind das im walisischen Original. Das hätte sich in Berlin doch auch noch machen lassen müssen. Es ist ja schließlich nicht die erste längere Formulierung vor Ort. „Deutscher Bundestag Plenarbereich Reichtagsgebäude“ kommt immerhin auf 47 Buchstaben. Wieso also nicht „Berlin Hauptbahnhof an der Stelle des früheren Lehrter Bahnhofs im Regierungsviertel nahe der Spree gegenüber vom Kanzleramt und auch gar nicht so weit weg vom Hamburger Bahnhof“? Man munkelt, der Name sei durchaus im Gespräch gewesen, aber am Sparkurs der Bahn gescheitert: Zu teuer wären die überlangen Stationsschilder geworden. Am Ende hätte man vom sowieso schon verkürzten Glasdach des neuen Bahnhofs noch mehr abknapsen müssen.

Gerade hier aber zeigt sich der faule Kompromiss. Denn auch 33 Buchstaben haben ihren Preis: Fahrgäste werden auf kürzere Fahrzeiten drängen, um zusätzliche Sekunden bei der Namensnennung ersetzt zu bekommen. Da hätte man auch aufs Ganze gehen können. Stattdessen: Kleckern statt Klotzen. Es siegt das kleine walisische Dorf über die Möchtegernmetropole.

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