mtv nach berlin?: Ungesunder Aktionismus
MTV nach Berlin? Sicher, das macht zunächst Sinn: Die Musikindustrie bzw. deren mächtigste und solventeste Protagonisten, die Tonträger-Unternehmen, sind demnächst alle hier – oder in Köln. Dort sitzt mit Viva aber die Konkurrenz, also bleibt Berlin. Dass sich gerade Sender solch prestigeträchtige Umzüge gerne teilvergolden lassen möchten – geschenkt. Berlin sollte aber nicht zahlen. (Und kann es auch gar nicht.)
Kommentar von STEFFEN GRIMBERG
MTV ist käuflich, das hat schon der letzte Umzug vom einstigen Standort Hamburg nach München bewiesen: Die Subventionen aus dem bayerischen Staatssäckel waren ausschlaggebend.
Und jetzt erwägt der Senat offenbar ernsthaft, für die nochmalige Umsiedlung von gerade mal rund 150 Arbeitsplätzen seinerseits Millionenbeträge locker zu machen – noch dazu für ein völlig solventes Unternehmen. Es herrscht ein ungesunder Aktionismus am sonst so beschaulichen Medienstandort Berlin: Der höchst profitable Musikmajor Universal bekommt saftige Lohnkostenzuschüsse, arg ramponierte Dotcoms wollen wiederbelebt sein, der alte Hauptstadtsender SFB muss sich nach jahrelangem Nicht-Dürfen jetzt in wenigen Monaten mit dem ORB zum neuen Haupstadt-plus-Umland-Sender vereinigen.
Wenn man der Berliner Medienpolitik eins nicht vorwerfen kann, dann das sture Abarbeiten irgendwelcher Konzepte – sie hatte noch nie eins.
Jetzt lockt wie beim Universalumzug an die Spree der schnöde Imagegewinn: ein neuer, hipper Sender für die Hauptstadt, die nicht nur im Wettbewerb der deutschen Medienstandorte stets die arme Verwandte ist.
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