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TP Mazembe gewinnt die afrikanische Champions League. Zum ersten Mal coacht eine Frau ein Team zum Titel

Die Saison in der afrikanischen Champions League der Frauen ist vorbei. Die großen Geschichten sind geschrieben. TP Mazembe, der Klub aus der Demokratischen Republik Kongo, hat den Wettbewerb gewonnen. Wie es sich gehört, wurden hinterher rührselige Geschichten erzählt. Die der nigerianischen Verteidigerin Glory Edet etwa, die mit der Trophäe im Arm erzählte, wie stolz sie darauf sei, als Mutter so weit gekommen zu sein. Als sie schwanger wurde, habe sie ihren Job verloren und konnte nur weiter Fußball spielen, weil ihre Mutter sich um das Kind gekümmert habe. Und sie warnte junge Spielerinnen regelrecht: „Unser Fußballsystem hat oft keinen Platz für werdende Mütter.“

Mindestens ebenso bemerkenswert ist die Geschichte von Lamia Boumehdi, der Trainerin von TP Mazembe. Zum ersten Mal in der Geschichte der Champions Legue war es ein Frau, die ein Team zum Triumph geführt hat. 16 war die heute 41-Jährige, als sie zum ersten Mal für die Nationalmannschaft von Marokko gespielt hat. Jünger war nie eine Nationalspielerin ihres Landes. Für Schlagzeilen hat das seinerzeit nicht gesorgt. Der Frauenfußball fristete ein Schattendasein in Marokko, dem Land, das heute als vorbildlich gilt, was die Entwicklung des Frauenspiels betrifft. Als sie Trainerin werden wollte, merkte sie, wie schwer für sie als Frau der Zugang zu den nötigen Trainerlizenzen in der von Männern dominierten Fußballwelt war. Das sei die größte Herausforderung ihres Lebens gewesen, sagte sie nach dem Finalerfolg gegen den Königlichen Armeesportklub aus ihrem Heimatland. Vor ihrer Zeit bei TP Mazembe war sie Trainerin der Juniorinnenauswahl Marokkos und hat viele der Frauen trainiert, die 2022 mit dem zweiten Platz beim Afrika-Cup für Aufsehen gesorgt haben.

Wie schwierig es ist, in Afrika einen kontinentalen Wettbewerb zu organisieren, darauf machte der Afrikanische Fußballverband nach dem Turnier aufmerksam. Der Wettbewerb soll auch weiterhin in einem Finalturnier mit acht Teams, die sich über regionale Cluster qualifizieren, entschieden werden. K.o.-Runden über den ganzen Kontinent verteilt mit Hin- und Rückspielen könnten sich die meisten Teams nicht leisten. TP Mazembe vielleicht schon, auch wenn man die Siegprämie von 600.000 Dollar als durchaus bescheiden bezeichnen kann. Andreas Rüttenauer

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