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landowsky-affäreRauswurf statt Rücktritt

Nichts taugt besser für öffentliche Erregung als der Neidfaktor. Dass der Banker Klaus Landowsky in den nächsten zwei Jahren jeweils 700.000 Mark fürs Nichtstun einstreichen soll – das vermag selbst Leute zu empören, die eine illegale Parteispende von 40.000 Mark fälschlicherweise für eine Petitesse halten. Die populistische Parole ist schnell formuliert: Keine Restlaufzeit für Landowskys Gehalt!

Kommentarvon RALPH BOLLMANN

Doch die Debatte über eine Strafrente für den Politbanker verstellt den Blick aufs Wesentliche. Dass Landowsky bis zum Ende seines regulären Vertrags das volle Gehalt bekommen soll, straft die schöne Legende von einem freiwilligen Verzicht endgültig Lügen. Solche Abfindungen werden in der Branche nur gezahlt, wenn die Bank einen Manager so schnell wie möglich loswerden will. Umgangssprachlich heißt das nicht „Rücktritt“, sondern „Rauswurf“. Schließlich hat Landowsky seine Bank in eine Schieflage geführt, in der sie nicht einmal mehr die Form wahren kann – und womöglich ihre Hauptversammlung verschieben muss.

Das aber bringt die Abgeordneten der CDU-Fraktion in die gleiche Lage wie den Bankvorstand: Halten sie an einem derart beschädigten Manager fest, dann wird die ganze Firma in den Strudel hineingezogen. Auch hier hat Landowsky also den Zeitpunkt für einen freiwilligen Rücktritt verpasst, auch hier droht jetzt der Rauswurf. Mit dem kleinen Unterschied, dass statt einer üppigen Abfindung nur ein bescheidenes Übergangsgeld auf den verdienten Abgeordneten wartet. Auf eine Neidkampagne werden wir gerne verzichten.

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