kommentar: Lilienthals Recht
Dass sich ganz Bremen über das Lilienthaler Straßenbahn-Nein aufregt, ist verständlich - aber ungerecht.
L ilienthal ist gerade in Bremen nicht gut gelitten. Der Gemeinderat hat sich herausgenommen nicht, wie Bremen, Ja und Amen zum Straßenbahn-Bau zu sagen - obwohl die Kosten explodieren.
Das sorgt nun für Empörung: Die Bürgerschaft hat sogar gedroht, dann eben nicht die Umgehungsstraße weiter zu bauen. Beziehungsweise zu prüfen, ob man die Aufträge schnell stoppen kann. (Ganz im Vertrauen: Das wird nicht gehen.)
Das klingt eher nach Erpressungsversuch und Vergeltungsschlag - als nach Diplomatie. Dabei wäre das doch die bessere Konfliktlösungsstrategie. Schließlich gibt es gute Argumente für die Tram - und dass die Tramverbindung in die Nachbarstadt eine feine Sache wäre, haben die LilienthalerInnen durchaus verstanden.
Bloß ist Bremens Interesse daran größer: Die Straßenbahn-AG, die durch die Expansion deutlich mehr Fahrgäste anlocken und ihren Umsatz steigern wird, ist ein Bremer und kein Lilienthaler Unternehmen. Und dass umgekehrt 4,1 Millionen Euro für den Haushalt einer 18.000-EinwohnerInnen-Gemeinde einen großen Batzen bedeuten, kann man sich vorstellen. Wenn die Ratsleute dort darüber nicht per Tischvorlage entscheiden wollen, ist das keine Frechheit. Sondern ihr gutes Recht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin