kommentar von Sven-Michael Veitüber Hamburgs CDU: Die Verlierer danken ab
Es dürfte das Ende einer Ära sein, die die Hamburger CDU da jetzt einläutet – das Ende einer Epoche der Misserfolge. Mit Dietrich Wersich, vor eineinhalb Jahren als Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl noch Gegenspieler von SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, will die Partei den letzten Erben von Ex-Bürgermeister Ole von Beust entsorgen. So tragisch das persönlich ist: Es ist das zwangsläufige Ende politischer Verlierer.
Wersich, seit 1997 in der Bürgerschaft, Staatsrat, Sozialsenator, Fraktionschef, Zweiter Bürgermeister, Parlaments-Vizepräsident, ist mit erst 52 Jahren bereits am Ende seiner politischen Karriere angelangt. Vor ihm wurden schon zwei Männer aussortiert, die ebenfalls aus Beusts Schatten hatten treten wollen, aber rasch als peinliche Irrtümer galten: Kurzzeit-Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Ex-Partei- und Fraktionschef Frank Schira: Die Partei dankt, die Verlierer danken ab.
Parteiintern werden Wersich keine Chancen auf eine erfolgreiche Kandidatur für den Bundestag eingeräumt, sein Haltbarkeitsdatum, heißt es, sei abgelaufen. Der Kampf um die wenigen verbliebenen Fleischtöpfe wird in einer Partei, die in Hamburg mit 15,9 Prozent zur Splittergruppe zu werden droht, mit Gnadenlosigkeit geführt.
Und das fordert weitere Opfer. Höchstens eine Frau und fünf Männer wird Hamburgs CDU für die sechs Bundestags-Wahlkreise nominieren, die ersten vier aussichtsreichen Listenplätze werden wahrscheinlich frauenfrei sein. Dabei spielt auch die Unlust vieler Frauen eine Rolle, sich mit männlichen Platzhirschen und eingespielten Männerbünden herum zu ärgern. Ohne Quote, so scheint’s, geht es in der CDU eben nicht.
Eigentlich sollte gerade in einer christlichen Partei die Hälfte des Himmels den Frauen zustehen. Und zwar schon im Diesseits.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen