kommentar von Klaus Wolschner über Siemens und den OTB: Gegängelt von Siemens
Der Senat ist in einer wenig beneidenswerten Lage: Er ist völlig den Launen des Siemens-Konzerns ausgeliefert. Mehr als 180 Millionen Euro sollen in ein Offshore-Terminal investiert werden, um die Windenergie-Anlagenbauer mit niedrigen Logistik-Kosten nach Bremerhaven zu locken – und der einzige, der da noch zu locken wäre, ist Siemens.
Jeder klarköpfige Unternehmer würde eine derartige Investition nur tätigen, wenn er von Siemens eine Zusage für die Ausweitung der Produktion hätte – aber die gibt es nicht. Vermutlich gibt es auch niemanden im Siemens-Konzern, der verbindlich sagen könnte, was in drei Jahren sein wird.
Siemens hat das Arewa-Werk in Bremerhaven als Spielbein erworben. Dass die Produktionskapazitäten dort verdoppelt werden, wie 2011 für den OTB angenommen, scheint ausgeschlossen.
Das erinnert an die Geschichte des Siemens-Hochhauses: Siemens wollte Ende der 1990er-Jahre die Sanierungskosten sparen und an der Autobahn neu bauen, in Brinkum oder Achim. Um den Konzern im Land zu halten, kaufte Bremen ihm das Haus, das auf dem freien Markt niemand haben wollte, für stolze 20,2 Millionen Euro ab. Da niemand das Gebäude kostendeckend mieten wollte, mussten Behörden für die Kaufpreisfinanzierung herhalten.
Bremen versorgte Siemens mit einem günstigen Grundstück im Technologiepark – direkt an der Autobahn. Selbst der Rechnungshof kritisierte den Deal als Subvention. Wenn sich der Senat nun erpressen lässt, ohne Siemens-Zusage, den OTB zu bauen, wird das noch teurer.
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