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kommentar: Benno Schirrmeister über entstellte StatistikSenatorische Hetze

Nein, wahrscheinlich ist Ulrich Mäurer (SPD) kein Rassist. Aber der Innensenator befeuert die rassistische Hetze durch seine Fehldeutung der polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS). Wörtlich hat er bei deren Vorstellung gesagt: „Bei den nichtdeutschen Jugendlichen und Heranwachsenden unter 21 Jahren ist jeder Vierte mindestens einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten und wird als Tatverdächtiger in der PKS geführt.“

Der zweite Teilsatz, nachdem ausländische Jugendliche zweieinhalb mal so oft wie deutsche eines Vergehens bezichtigt werden, ist wahr. Der erste Teil aber ist perfide Suggestivprosa: Die PKS lässt über Gesetzeskonflikte keine Rückschlüsse zu. Sie gibt nur darüber Auskunft, wer mit der Polizei in Konflikt geraten ist. Die ist aber nicht das Gesetz, ja, oft genug gerät sie selbst mit ihm in Konflikt – auch durch die rechtswidrige Praxis rassistisch motivierter Kontrollen., welche wiederum die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen erhöht.

Ach, das sei doch nur eine Unschärfe, wiegelt der Sprecher des Innensenators ab. Das hätte man bei einem spontanen Statement gelten lassen. Aber dieser O-Ton ist lange vorbereitet. Es ist genau dieser Satz den Mäurer auch in die Radiomi­krofone sagt und den die Agenturen verbreiten: Ein freundlicher Gruß an die rechten Hetzer direkt vom Senator. Dass der selbst kein Rassist ist, macht die Botschaft nicht besser.

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